Der Frieden bleibt fern

■ Sprengstoffanschlag auf Kriegsschiff in Sri Lanka / Tamilische Separatisten der „Befreiungstiger“ beschuldigt

Colombo (AFP/dpa) – Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Kriegsschiff der srilankischen Marine wurden gestern nach Militärangaben bis zu 29 Seeleute getötet. Überlebenden zufolge handelte es sich um einen Selbstmordanschlag, der von drei oder vier Booten der separatistischen Tamilenorganisation „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) aus verübt wurde. Mit diesem Anschlag, dem folgenschwersten seit dem Regierungswechsel in Sri Lanka, haben die tamilischen Rebellen den Friedensbemühungen von Regierungschefin Chandrika Kumaratunga einen schweren Rückschlag versetzt.

Wenige Tage nach ihrem Regierungsantritt Mitte August hatte Kumaratunga einen Teil der Wirtschaftssanktionen gegen von der LTTE kontrollierte Gebiete aufgehoben und Gespräche angeboten. Die Rebellen hatten darauf mit der Freilassung von zehn seit Jahren festgehaltenen Polizisten geantwortet. Sie kämpfen im Norden und Osten Sri Lankas für einen eigenen Tamilenstaat.

Insgesamt 16 der 45 Besatzungsmitglieder des 40 Meter langen Militärschiffes seien lebend geborgen worden, teilte ein Militärsprecher in Colombo mit. Zunächst seien erst die Leichen von zwei Seeleuten gefunden worden. Nach Angaben von Überlebenden wurden auch mehrere Soldaten in Gefangenschaft genommen. Nach Ansicht von Beobachtern dient der Anschlag vor allem den Hardlinern auf beiden Seiten. Die Aktion habe vorerst alle Hoffnungen auf Frieden zerstört. Ein Militärsprecher sagte in Colombo, der Anschlag zeige, daß die LTTE keine Waffenruhe wolle. Es gehe ihr lediglich darum, sich eine machtvolle Position zu verschaffen.

Bereits am 9. und 16. September war es zu schweren Gefechten zwischen Tamilen-Rebellen und Regierungssoldaten gekommen, bei denen mindestens 47 Menschen starben. In den letzten Tagen sollen Armee-Einheiten nach Angaben aus Jaffna einige Tamilendörfer beschossen haben, bei denen acht Menschen umkamen.

Daß es sich bei dem Vorfall tatsächlich um die Tat eines Selbstmordkommandos handelt, war bis gestern allerdings noch nicht hundertprozentig sicher. In Colombo hieß es, daß auch untersucht wird, ob das Boot nicht auf eine Mine gestoßen sei.