Spucken Sie bitte hier!

■ Gratis-Speicheltest zur Kariesprophylaxe / Verbotene Zahnarztwerbung?

Der 25. September ist ein besonderer Tag: der „Tag der Zahngesundheit“. Und wie es am Weltspartag Sparschweine und untaugliche Kalender gibt, hat der Zahngesundheitstag auch was zu verschenken: einen „Speicheltest“. Bundesweit an die 1.000 ZahnärtInnen bieten in den nächsten Tagen umsonst einen Spucke-Test an, der sonst mit Beratung 180 Mark kostet. Der Test soll Auskunft darüber geben, ob im Mund „günstige“ Kariesbedingungen vorliegen oder nicht. Darauf kann ein umfangreiches Prophylaxe-Programm aufgebaut werden.

Prophylaxebehandlung wird in der Zahnmedizin immer populärer, wenngleich die Kassen sich weigern zu zahlen. „Weg von der Reparatur,“ sagt die an der Speicheltestaktion beteiligte Bremer Zahnärtzin Karsthof, „die Amalgam-Diskussion zeigt: Es gibt kein optimales Zahnfüllungsmaterial.“ Gold sei unbezahlbar. Sie setzt auf „Überwachung der Mundgesundheit“: der Speicheltest zur Klärung des individuellen Kariesrisikos; Aufklärung über „spezielle Problemzonen“; Zahnseide und Mundspülung; Zähne werden „gesandstrahlt“, poliert und mit Fluorlack überzogen; alle halbe Jahre Kontrolle. Man ahnt: ein Markt.

Monopolist auf diesem Markt ist die Liechtensteiner Firma „Vivacare“. Sie vertreibt die Testgerätschaften und allerlei Prophylaxe-Zubehör. Gleichzeitig werden die deutschen Zahnärtze regelmäßig zur „Individualprophylaxe“-Fortbildung eingeladen, wo sie auch ihre PraxishelferInnen zu „ProphylaxebehandlerInnen“ schulen lassen können. Schulung durch: Vivacare. Organisatorin der bundesweiten Speicheltests ist eine um die Gesundheitsvorsorge bemühte „International Health Care Foundation“ (IHCF), Sitz: Liechtenstein. Sie wollte zunächst bundesweit die Adressen der teilnehmenden ZahnärztInnen in Anzeigen bekanntmachen, doch diese Art Werbung für Praxen war zu heikel. Man verbreitete schließlich z.B. über „Focus“ und „Stern“ eine Telefonnummer, unter der die Namen der ÄrztInnen abgefragt werden konnten.

Über die Kooperation einiger ihrer Mitglieder und der wirtschaftlich höchst involvierten Firma Vivacare irritiert sind die Zahnärztekammern. In Bremen ist man genervt von den Anrufern, die bei der kostenlosen „0130“-Numer nicht durchkamen: „Wir können dazu nichts sagen.“ Die Bundes-Kammer hat „größte Probleme“ mit der Aktion, so ein Sprecher. Werbewirksam sei die Aktion auf jeden Fall, kollidiere also mit dem Berufsrecht der Zahnärzte. Sich durch „besondere Leistungen öffentlich zu präsentieren“, verbiete das Kammergesetz. Darüberhinaus sei es Ärzten verboten, ihre Leistungen kostenlos anzubieten. Man habe, so Sprecher Schumann, erhebliche Bauchschmerzen bei der Aktion und deshalb eine angebotene Kooperation abgelehnt. Es könne, gibt er zu bedenken, immerhin ein an der Speicheltest-Aktion unbeteiligter Zahnnarzt klagen.

Dr. Karsthof sieht eher Vorteile bei der Aktion: „Durch den kostenlosen Test wird die Hemmschwelle gesenkt,“ findet sie. Sie meint die Hemmschwelle zu einer Behandlung, die Geld kostet. „Die Null-Tarif-Mentalität ist bei den Zahnpatienten noch weit verbreitet.“ Allerdings weiß sie auch um die Kehrseite der Medaille: „Die es am nötigsten hätten, sagen, das kann ich mir nicht leisten.“ BuS

In Bremen bieten den kostenlosen Speicheltest an: Dr. Züchner, Gemeinschaftspraxis D. Schulte Am Hülse/Manthey/Gertken, Dr. Karsthof / Dr. Fink (ausgebucht).