■ Hundertprozentige Chance
: Lotto lohnt sich

Vergebens haben Lottospieler sich im Jackpotfieber wochenlang die Finger wund gekreuzt. Verdient am Traum vom schnellen Reichtum hat auch in Berlin vor allem die Lottogesellschaft. Die konnte rund 25 Millionen Mark mehr einstreichen. Wer seitdem hadert mit dem spröden Glück und sinniert, ob Vollsystem, Permutation oder die Hilfe des Lotto-Gurus Faber möglicherweise doch der bessere Weg zum Luxusleben gewesen wäre, der hat immer noch nichts begriffen. Wo der wahre Jackpot hängt und wie man diesen mit hundertprozentiger Gewinnchance knackt, hat dieser Tage ein ortsansässiger global player vorgemacht. Das bewährte Multitalent Klaus-Rüdiger Landowsky, Vorsitzender der CDU-Fraktion, Vorstandsmitglied der landeseigenen Bankenholding und Inbegriff gewachsenen Berliner Urgesteins, das mancher auch als Beton definiert, ist außerdem der starke Mann im Lotto-Stiftungsrat. Und das ist fast so gut wie eine Lizenz zum Gelddrucken.

Ausgezahlt hat sich das nun für den Tennis-Club Rot-Weiß, Austräger des internationalen Damen-Tennis-Turniers zu Pfingsten. Dem inner cirle dieser exklusiven Meinungsbildungsstätte gehört Landowsky natürlich auch an. Weil selbst dem Landowsky-Kumpel Eberhard Diepgen unwohl bei dem Gedanken war, angesichts der leeren Stadtkasse dem Tennis-Club im Grunewald zwanzig Millionen Mark für einen ausschließlich privater Profitvermehrung dienenden Stadionausbau zu spendieren, mußte Ersatz her: also Lotto spielen. Der Stiftungsrat, der nichtausgeschüttete Lottogelder für gemeinnützige Zwecke verteilt, verschloß sich Landowskys Wunsch nicht und spendierte 20 Millionen Mark. Mit der Satzung und dem festgelegten Verteilungsschlüssel kann diese Generosität zwar nicht ganz in Einklang gebracht werden. So kleinlich aber mochten die Mitglieder des feinen Gremiums nicht sein, in dem ausschließlich Vertreter von CDU und SPD zu finden sind. Die bewährten Volksparteien achten seit langem darauf, daß keiner die eingespielte (Ab-)Zocker-Runde beim Geldverteilen für gute Zwecke stört. Unausgewogene Verteilung, mehr gemein als nützlich? Ach was, kontert der Lotto-Rat. Schließlich haben die Blindenwohnstätten Geld erhalten und die geplante Ausstellung „100 Jahre Kino“ ebenfalls. Da wird dann sicher das Spieler-Epos „Der Mann mit dem goldenen Arm“ gezeigt. Gerd Nowakowski