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: Plagiate im Doppelpack

■ "Doppelter Einsatz" und "Im Namen des Gesetzes"

„Doppelter Einsatz“ und „Im Namen des Gesetzes“, Dienstag, 20.15 Uhr bzw. 21.15 Uhr, RTL

Und abermals verstieg sich RTL zu großspurigen Versprechungen: „Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen wird nicht nur die Jagd nach einem Verbrecher gezeigt, sondern auch wie es nach der Verhaftung weitergeht – bis zur Verhandlung und dem Urteilsspruch.“ Wann immer unsere TV-Anbieter mit derart vollmundigen Ankündigungen aufwarten, ist Vorsicht geboten. Freilich gibt es ein Vorbild für „Im Namen des Gesetzes“: Es heißt „Law & Order“ und war im deutschen Fernsehen eben doch schon zu sehen – pikanterweise just bei RTL.

„Law & Order“ ist einerseits geprägt durch einen bemerkenswerten sozialen Realismus und die Auswahl politisch brisanter Themen, andererseits durch eine unkritische bis billigende Haltung gegenüber einer Exekutive, die jeden Freispruch als Mißerfolg auffaßt und zu dessen Vermeidung auch schon mal bis hart an die Grenze des Erlaubten geht. Schon der Vorspann von „Im Namen des Gesetzes“, beinahe eine Blaupause des Originals, gibt die Richtung vor: Autoren, Regisseurin und der von den Öffentlich-rechtlichen weggelotste Dramaturg Harald Vock („Die Männer vom K3“) halten sich eng an die Vorlage und beschränken sich darauf, die üblichen Standardsituationen auf hiesige Verhältnisse zu übertragen. Da mampfen die Kommissare halt Currywurst statt Hot dogs während der Observation, und unausweichlich steigt die Zielperson ins Auto, bevor die frugale Mahlzeit beendet ist. Da gähnt der Fachmann, und der Laie schnarcht schon laut.

Zumindest optisch etwas pfiffiger geraten ist „Doppelter Einsatz“, eine Serie um zwei Kommissarinnen mit konträren Lebens- und Dienstauffassungen. Hier heißt das amerikanische Pendant „Cagney & Lacey“, und wiederum bleibt das Plagiat hinter dem Original zurück: Detective Mary Beth Lacey war auch Ehefrau und Mutter, was den AutorInnen zum Beispiel Gelegenheit gab, die Probleme doppelt belasteter Frauen mit einzubeziehen. Von zwei konstrastiv vorgeführten Wohnungen und Sabrina Nikolaidous Ausritt zum Hamburger Kiez abgesehen, klammerte die Szenaristin Renate Kampmann das Privatleben der Protagonistinnen vorerst aus. Der Rest war „Vier Fäustchen für ein Hummel-Hummel“ – ein netter Versuch, aber beileibe nicht in allen Punkten überzeugend. Harald Keller