Protest gegen Mülldeal

■ 100.000 Tonnen giftige Hamburger Müllschlacke sollen nach Neu Wulmstorf

Da wollte die Hamburger Stadtreinigung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die von Hamburg seit acht Jahren zugesagte Abdeckung der ehemaligen Hausmülldeponie Neu Wulmstorf endlich in die Tat umsetzen – und sich dabei elegant rund 100.000 Tonnen giftiger Schlacke entledigen, die als Rückstand bei der Müllverbrennung abfällt. Der Plan, die Schlacke als unterste Abdeckungsschicht für die 1986 geschlossene Deponie zu nutzen, wurde von der Lüneburger Bezirksregierung bereits im Juli gebilligt. Doch nun machen CDU, FDP und Grüne in Neu Wulmstorf gemeinsam Front gegen den „Mülldeal, der unser Grundwasser extrem gefährdet“.

So befürchtet der CDU-Kommunalpolitiker Gerd Peters, daß „während der Aufbringungsphase Schwermetalle, Dioxine und andere Gifte aus der Schlacke ausgewaschen werden und in die Grundwasserleiter gelangen“. Denn nur ein Drittel der 32 Hektar-Deponie ist nach unten hin abgedichtet. Und schon heute, das beweisen Proben aus den Kontrollbrunnen rund um die Deponie, ist das oberflächennahe Grundwasser mit zahlreichen Schadstoffen belastet, die aus dem Deponiekörper ins Erdreich geschwemmt wurden.

Bereits Anfang '95 soll der erste von rund 6.000 mit Schlacke beladenen Lkws seine Fahrt gen Neu Wulmstorf aufnehmen. Die Stadtreinigung sieht „keine Gefahr, daß Schadstoffe ausgewaschen werden“, da die aufgebrachte Schlacke „schnellstmöglichst“ mit wasserundurchlässigen Kunststoffolien und Erdreich abgedeckt und vor Regen geschützt werden soll.

Der Neu Wulmstorfer CDU-Fraktionsvorsitzende Heiner Schönecke fragt sich allerdings, „warum die Bezirksregierung die Schlacken-Aufbringung an zahlreiche Sicherheitsauflagen gebunden hat, wenn das Verfahren so ungefährlich ist“. Er wittert einen „Mülldeal“ zwischen Hannover und Hamburg, das unlängst 30.000 Tonnen niedersächsischen Abfall „ohne Gegenleistung“ verbrannt haben soll. Schöneckes Fraktionskollege Peters droht deshalb ganz offen: „Wenn Lüneburg die Genehmigung nicht zurückzieht, wird das ein Fall für den Staatsanwalt“. mac