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■ Urdrüs wahre KolumneStüssy wech!

Och das haben wir nun aber nich gewollt, daß Unions-Kußmund Peter K. wegen des „Gesocks vom Weidedamm“ nun vor die Schranken des Gerichts zitiert und von dort aus vielleicht noch in die Schranken verwiesen wird! Wie wird das die Frau Mutter treffen, ihren Sohn auf dem Armesünder-Bänklein zu wissen, obwohl er doch selbst die schwierige Zeit des Trotzalters und der Pubertät ganz ohne Einschaltung von Gerichtshilfe und Erziehungsberatung überstanden hat? Wir fordern den Rückzug aller Strafanzeigen gegen diesen Running Gag der Wahren Kolumne: „Freies Wort dem freien Manne!“

Dies soll aber nun keineswegs bedeuten, daß ich Verständnis für die nunmehr höchstrichterlich anerkannte Parole „Alle Soldaten sind Mörder“ hätte. Um es einmal mehr klarzustellen:Der Mörder aus so menschlichen Motiven wie Angst, Liebe, gierigem Neid und heißer Wut-er steckt doch in uns Nicht-Buddhistinnen allemal nur knapp unter der sensiblen Elefantenhaut. Da wollen wir uns aber doch nicht gleich mit jenen Kaltschnauzen in einen Topf werfen lassen, die auf Befehl ihrem Hundehalter Gehorsam zollen und über den Wolken ihre tödlichen Videospiele treiben oder en passant die Eingeweide des erklärten Feindes zerfetzen, gegen den persönlich sie nun ganz und gar und eigentlich nichts haben und mit dem sie sich dann so gern nach Liquidation der Zivilbevölkerung über Gräbern versöhnen. Briefe empörter Berufssoldaten und ihrer künftigen Witwen landen ungelesen in der Altpapiersammlung-spart's euch also!

Die evangelische Kirchengemeinde Oslebshausen sollte aber unbedingt mal vom glaubensstarken Exorzisten Schorse Hunte- oder seinem Martini-Kollegen Motschmann im Rahmen einer strengen Inquisitionsreise aufgesucht werden. Fand da doch gestern ein Info-Abend für Frauen zum Thema „Hexen hexen“ statt und immer noch lodert kein Feuer, wurde bislang nicht mal für den Holzstoß gesammelt. Wehret den Anfängerinnen!

Zum Bundestagspräsidenten machte Weserreporter Martin Globisch jetzt den hiesigen Dorf-Alkalden in seiner Gesellschaftskolumne „Bremen privat“. Dann aber doch lieber den scheidenden Bürgerschaftspräsidenten Dieter Klink zum König ausrufen- das rechnet sich besser!

Eine vermutlich 13-jährige Deern in Homeboy-Hose („Loud Couture“), Ringelpulli und Bomberjacke heult Rotz und Wasser an der Rolltreppe am Brill. Die besorgte Nachfrage des mitleidigen Flaneurs findet unter heftigem Schluchzen diese Antwort: „Ich hab mein Stüssy verloren!“ Wird da der Verlust des geliebten Teddybärs beklagt? Hat gar Freundin Britta ihr den clearasil-gepflegten Lover ausgespannt? Erfahrene MitleserInnen der hirn-und herzerweichenden Teeny-Presse wissen: Stüssy ist eine Kopfbedeckung mit deutlicher Affinität zu jenen Pudelmützen ohne Bommel die gelegentlich bei Rudis Resterampe für zwei Mark nach Kunden suchen. Stüssy kostet aber einige -zigmal soviel. Stoppt Kindertränen – jagt die Dealer, wo ihr sie trefft. Und dann aber Schluß mit dem Stuß!

Immer wieder freue ich mich über die schlicht-schönen Textplakate, mit denen unsere holländische Freundin Loesje aus dem Postfach in Arnhem diese Stadt belebt. Für den nächsten Gang zu Post, Bahn oder Knappschaftskasse findet sich in der laufenden Serie dieser nette Satz: „Bitte keine Erdnüsse auf die Person hinter den Schalter werfen.“ Hätte man dies doch als Resolution auf dem ÖTV-Gewerkschaftstag zur Abstimmung gestellt – an Mehrheiten hätte es sicher nicht gefehlt.Sind wir uns da einig, zehn Tage vorm 3.Oktober?

Ulrich Reineking-Drügemöller

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