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Ein Anker fürs Ballett

■ Das Bremerhavener Theater braucht die Sparte Musik, sagt ein Gutachten

Land in Sicht für das Bremerhavener Stadttheater: Die Wirtschaftsberater der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wibera-Fabritius, die im Aufttrage der Stadt mehrere Abteilungen des Stadttheaters auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft haben, kommen zu dem Ergebnis, daß Personaleinsparungen in dem Dreisparten-Betrieb kaum möglich sind, da „das Stadttheater Bremerhaven am unteren Ende der Vergleichsskala rangiert.“ Zu den Untersuchungsbereichen gehörten neben der umstrittenen Ballett-Sparte die Technik (Werkstatt, Bühne), Kostümabteilung, Maske und Verwaltung. Die Gutachter kommen zu dem Schluß, daß - angesichts der gespannten Haushaltslage der Seestadt - die Kosten zwar kurzfristig durch verschiedene Rationalisierungsmaßnahmen gesenkt werden können, langfristig aber jeder weitere Personalabbau „zu einer Gefährdung des augenblicklichen künstlerischen Standards“ führe. Die theatererfahrenen Wirtschaftsprüfer betonen, daß sie kein „Gefälligkeitsgutachten„ abgeliefert hätten. In Hannnover und Stuttgart hatten sie Einsparungen in Millionenhöhe empfohlen. Der „fragile Zustand“ des Bremerhavener Stadttheaters werde zur Zeit nur durch das hohe Engagement der MitarbeiterInnen ausgeglichen. Mit der Einsparung von fünf Stellen wäre „eine Schallgrenze“ erreicht“ - Streichungen, die darüberhinaus gingen, würden die Struktur des Theaters zerstören.

In der seit einem Jahr heftig diskutierten Abschaffung der Balletts sehen die Gutachter überhaupt keine Lösung, da der daraufhin notwendige „Zukauf von Ballettleistungen auf dem freien Markt“ mindestens um 50.000 Mark teurer wäre als die errechneten Ein-sparungen. Auch eine Verselbständigung der Ballettruppe im Rahmen einer GmbH bringe für die Stadt keine Vorteile, da „das wirtschaftliche und künstlerische Überleben des Balletts auf dem freien Markt nicht möglich ist.“ Ohne Ballett aber wäre die Existenz des Musiktheaters grundsätzlich gefährdet.

Möglichkeiten zur Kostensenkung im Bereich der Bühnen- Technik sehen die Gutachter in der Einführung einen Blockspielplans (an Wochenenden und aufeinanderfolgenden Feiertagen könnten Bühnenbilder stehenbleiben), sowie durch den Austausch von Inszenierungen zwischen Theatern vergleichbarer Größenordung. Wenn das Theater fortbestehen solle, müßten sich die Entscheidungsträger jedoch darüber im Klaren sein, daß langfristig einen Personalaufstockung (für Bühne, Werstatt und Maske) ebenso dringend notwendig ist, wie die seit langem fälligen Investitionen im baulichen Bereich . „Es ist letztlich die Frage, wieviel Theater man noch will.“ Kulturdezernent Wolfgang Weiss will das Theater. Er hat aus dem Gutachten erste Konsequenzen gezogen: „Das Balett ist gerettet. Ich ziehe den Sparvorschlag zurück.“ Die Stellen, die sein Dezernat einsparen muß, will er aus anderen Bereichen nehmen. Um einen „vorübergehenden Solidarbeitrag“ von insgesamt fünf Stellen wird das Theater allerdings nicht herumkommen.

Hans Happel

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