Buntentor offen für Alternativen

■ „Ihr habt das Haus weggenommen, aber nicht die Inhalte“ / Eine Diskussion um die Zukunft des geräumten Frauenenprojektes vom Buntentor

“Ihr habt ihnen das Haus weggebombt, aber nicht die Inhalte!“ – ein Statement, das am Mittwochabend im Lagerhaus einer für viele abgab. Etwa hundert Menschen waren der Einladung der Frauen vom Buntentorsteinweg gefolgt, um zu überlegen, wie es nach der Räumung und dem Abriß des Hauses weitergehen kann. Ein Teil der BesucherInnen blockierte jedoch viel Zeit, um sich selbst mit markigen Sprüchen auf- und Karoline Linnert niederzurichten: „Ihr seid Regierungspartei und habt das Haus mitgeräumt“, kritisierte man die Fraktionssprecherin der Grünen. Kaum jemand will glauben, daß der Abriß gegen den Willen und ohne Wissen der Grünen angeordnet worden war.

Obschon betroffener, argumentierten die ehemaligen Bewohnerinnen weniger emotional: „Wir hatten gehofft, daß ihr mehr zu euren eigenen Grundsätzen steht. Ihr hättet klarer machen können, daß ihr das Projekt wollt.“ Sie sahen in den Vorschlägen der Grünen eine Befriedungspolitik, der sie sich nicht rundum anschließen mochten. Sie hatten kein Vertrauen in die Verhandlungstaktik, der Karoline Linnert auch im Nachhinein eine größere Chance einräumt. Aus dem Publikum wurde ihr das als „Zynismus“ angelastet: Selbst wenn die Frauen verhandelt, sich ruhig verhalten, keine Plakate aufgehängt, kein Sozialressort besetzt hätten, wäre ja wohl dasselbe passiert. Die Antwort freilich, was es dann überhaupt seitens der Grünen zu sagen oder tun gegeben hätte, blieben diese SprecherInnen schuldig.

Die Ratlosigkeit wurde noch größer, nachdem die wenigen Appelle, nach vorn zu diskutieren, endlich griffen: Das für den 28.9. anberaumte Berufungsverfahren zu gewinnen, erscheint anders als vor der Räumung aussichtslos. „Wir werden doch zur Zeit total kriminalisiert“, konstatieren die Frauen, die durch die Hausdurchsuchungen von einem zivil- ins strafrechtliche Verfahren gerutscht sind. Die Öffentlichkeit stolpert über die Krähenfüße, von denen die Frauen, sagen sie, nicht wissen, wie die ins Haus kamen. Noch schwerer fallen die Gewalttätigkeiten ins Gewicht, die laut Verfassungsschutz zum 3. Oktober im Buntentorhaus geplant wurden. Fakt ist, daß dort ein Demo-Vorbereitungstreffen stattgefunden hat, zu dem Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet anreisten. „Wir haben nur die Räume zur Verfügung gestellt.“

Wie immer, den Buntentorfrauen schlägt aus den Kreisen der offiziellen Politik mächtig Stimmung entgegen. Die Hoffnung, einen Ersatz für ihr Haus angeboten zu bekommen, ist gering. „Aber wir werden die Forderung aufrecht erhalten, daß uns was gegeben wird. Schließlich ist uns auch was genommen worden.“ Eine Vertreterin von Netzwerk, die den Frauen finanzielle Hilfe zusagte, erhielt Applaus. Darüberhinaus fiel jedoch den versammelten SympathieträgerInnen nicht viel ein, wie sie das Frauenprojekt unterstützen könnten. Die Ratlosigkeit entlud sich als erneuter Affront gegen die Grünen. Karoline Linnert signalisierte Bereitschaft, bei der Suche nach einer Alternative für das Haus weiterhin mitzuwirken.

Hätten die Buntentorfrauen nicht einen Brief vorbereitet, den möglichst viele Projekte unterschreiben sollen – es wäre wohl wenig an diesem Abend zustande gekommen. Das Schreiben fordert den Senat auf, die Politik mit dem Bagger ebenso einzustellen wie die gegen die Frauen eingeleiteten Ermittlungsverfahren. Sie verlangen die Rückgabe der beschlagnahmten Gegenstände und last not least: „Dem Frauenprojekt sofort einen adäquaten Ersatzstandort zur Verfügung zu stellen.“ dah