Die Hilfe geht auf die Nerven

■ Mittel gegen Lausbefall helfen zwar, können aber schwere Nebenwirkungen auslösen / Lindan wurde nachgewiesen / "Öko-Test" rät daher zur Schwebehaube

Immer nach den Ferien das gleiche Problem: Läuse auf Kinderköpfen. Gerade nach den Sommerferien sei „verstärkter Läusebefall hier und da zu beobachten“, bestätigt Ulf Herrmann, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit, der taz. Allerdings könne man „keinesfalls sagen, daß Berlin verlaust sei“. Etwa fünfmal im Jahr müssen sich auch Hamburgs Kindergärten mit Kopfläusen herumplagen. Das ergab eine Befragung der hanseatischen Verbraucherzentrale. In anderen Bundesländern soll die Situation ähnlich lausig sein.

Jucken sich die Sprößlinge dann die Köpfe und zeigen sie außerdem das typische Anzeichen – den ekzemartigen Ausschlag an der Haargrenze hinter den Ohren und am Hals –, ist das Entsetzen bei den Eltern groß. „Nach dem Bundesseuchengesetz müssen die Kinder dann den Kontakt mit anderen in Gemeinschaftseinrichtungen meiden“, so Pressesprecher Herrmann: Die Kinder sollen zu Hause bleiben.

Da die Lausweibchen täglich bis zu vier Eier legen, muß schnell und sicher Abhilfe geschaffen werden. In der Regel greifen besorgte Mütter und Väter dann zu den freiverkäuflichen Mitteln aus der Apotheke. Auch die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit rät zu diesem Schritt.

Nach Recherchen des Öko- Test-Magazins enthalten viele der Mittel jedoch Insektizide, die wegen ihrer giftigen Wirkung im Pflanzenschutz bereits verboten sind. Sieben solcher Präparate haben die Öko-Tester unter die Lupe genommen. Sie können kein einziges empfehlen, denn alle Mittel enthalten Substanzen, die schwere Nebenwirkungen auslösen. So bieten einige Hersteller Produkte mit dem Wirkstoff Lindan an. Das Insektizid ist aus der Landwirtschaft bekannt und hat außerdem in Holzschutzmitteln traurige Berühmtheit erlangt.

Lindan geht im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven und soll auch eine krebsauslösende Wirkung haben. Nicht besser sind andere Wirkstoffe, zum Beispiel das Pestizid Malathion. Die Substanz gilt als extrem giftig und führt schon in geringen Mengen zu gesundheitlichen Schäden, beispielsweise zu schweren Nervenerkrankungen. Deshalb wurde sie bereits vor einiger Zeit als Pflanzenschutzmittel in der Bundesrepublik verboten. In Arzneien wie Läusemitteln, die zudem direkt auf die Haut gelangen, ist der Wirkstoff dagegen nach wie vor erlaubt.

Andere Mittel zur Lausbekämpfung gelten als harmloser. So ist Pyrethrum, der Extrakt aus Chrysanthemenblüten, zwar relativ nebenwirkungsarm, wenn es solo verwendet wird. Das Öko- Test-Magazin stellte jedoch fest, daß in Produkte, die diesen Wirkstoff enthalten, zusätzlich noch Wirkungsverstärker gemischt werden, die wiederum als frucht- und erbgutschädigend gelten. Somit können chemische Präparate und natürliche Mixturen plus Chemie keinesfalls das Mittel der Wahl bei der Behandlung von Kopfläusen sein. Statt dessen empfiehlt Öko- Test eine halbstündige Behandlung unter einer sogenannten Schwebehaube, die es in Supermärkten und Drogerien zu kaufen gibt.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat in Versuchen gezeigt, daß unter diesen Hauben aus Kunststoff bei Temperaturen um 60 Grad Celsius Läuse und deren Eier sicher abgetötet werden. Hilfreich soll auch Schwefelpuder sein, der ins Haar gebürstet wird. Des weiteren soll auch eine Mischung aus fünfprozentigem Haushaltsessig mit Wasser im Verhältnis 1:1 die lästigen Plagegeister vertreiben. Etwa acht bis vierzehn Tage nach Beginn der Behandlung sollte mit dem Läusekamm kontrolliert werden. Leo/Regine Cejka/ötm