: Potenzierung des Kitsches
■ betr.: „Drama der Erinnerung“, taz vom 17.9.1994
Warum steht eigentlich in dem ganzen Artikel, ebensowenig wie dieser Gedanke offenbar in der Ausstellung selbst auftaucht, nichts davon, was doch gerade an der mitveröffentlichten Fotografie von der 1958 (!) eingeweihten Gedenkstätte Buchenwald augenfällig ist, daß nämlich die Gestaltung von antifaschistischen Gedenkstätten nicht nur in Ostdeutschland derjeniger faschistischer Bauwerke aller Art zum Verwechseln ähnlich, um nicht zu sagen abgekupfert ist? Wenn man, um bösartigere Unterstellungen zu vermeiden, dieses Phänomen einem genius loci zuschreiben will, bleibt doch die Frage, ob nicht dieses einer der Gründe für das im Text erwähnte „bis dahin strikt gewahrte Tabu“ ist; denn eine derart kritiklose, nichtverfremdende Übernahme der künstlerischen Ausdrucksmittel des damit angeprangerten totalitären Systems könnte man auch als eine Potenzierung des Kitsches bezeichnen, den die Nazibauwerke an sich schon verkörpern. Günther Vanselow, Berlin
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