Die Drombuschs und Sid Vicious

■ Monty Arnold und Doktor Bertie sind die deutlich besseren Alternativen zum immerdrögen Fernseh-Vorabendprogramm

Der Marsch durch die Konsuminstanzen des langen Donnerstags endete diese Woche ausnahmsweise nicht vor der Glotze, sondern bei Monty Arnold und Dr. Bertie in der SchlapplacHHalde. Während schräg gegenüber Särge ganz real abtransportiert wurden, trugen die beiden Entertainer die Koryphäen aus dem TV-Vorabendprogramm sinnbildlich zu Grabe und verdeutlichten: Nicht nur Politiker bieten reichlich Angriffsfläche, auch die Lichtfiguren der deutschen Fernsehanstalten sind mit ihrem Sendungsbewußtsein Lieblingsfeinde der Kabarettisten.

Angefangen mit dem Ameisenbär Elise, die als „erste Transe im Kinderprogramm ihren erigierten Rüssel spazieren trug“, über Witta Pohls Darstellung der Übermutter Vera Drombusch, bis hin zum herbeigesehnten Massen-Exitus in der Moderatorenzunft kalauerten sich Monty und Bertie virtuos durch ihr Programm.

Monty überzeugte als gespaltene Persönlichkeit mit Mimik, Gestik und Sprachmodulation in jedem seiner alter egos. Ob nun im Zwiegespräch zwischen Onkel Ludwig und Mutter Vera vor den Trümmern ihrer Mühle, als bodenständige Sauberfrau Clementine oder one-eyed Inspektor Columbo bei der schusseligen Heimsuchung Margarete Schreinemakers – Monty war in Bild und Ton die konsequente Verbesserung der großen Vorbilder der Nation.

Dr. Bertie intonierte derweil schauerlich schön die dazugehörigen emotionsschwangeren Melodien, deren prompte Erkennung durch das Publikum in jedem Quiz sofort den Gewinn des Jackpots bedeutet hätte. Sein Beitrag erschöpfte sich jedoch nicht in der Klavierbegleitung: Mit seiner glockenhellen Nachtigallenstimme leistete er auch einen beachtlichen Beitrag zur akustischen Umweltverschmutzung. Ganz zu schweigen von seiner optischen Präsenz, stimmungsvoll abgerundet durch zum Klavier passende honiggelbe Polyester-Söckchen. Seine Mutation vom netten Doktor zum Monster mittels einer in falsche Hände geratenen Trillerpfeife, versetzte das Publikum in wahres Entsetzen. Auch die Damen und Herren Rezensenten bekamen im Vorübergehen noch eins übergebraten, indem die beiden die schönsten Journaille-Klischees ausbreiteten. Der Höhepunkt dann zum Schluß: „Der Rest ist für Sie“, eine Coverversion des Sinatra-Klassikers „My Way“ und Titel der Show, noch ergreifender interpretiert als damals von Sid Vicious. Vera Schönfeld

„Der Rest ist für Sie“ läuft noch heute und morgen (jeweils 20.30 Uhr) und vom 6. bis 8. bzw. 13. bis 15. Oktober in der SchlapplacHHalde.