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Die Grünen wollen in Bayern einen Zahn zulegen

■ Grüne im Freistaat haben einen schweren Stand / Bayernpartei für Hanfanbau

Nürnberg (taz) – „Ohne Grün bleibt in Bayern alles schwarz.“ Die beiden Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen in Bayern, Gerald Häfner und Barbara Hoffmann, forderten kurz vor der Wahl von der Parteibasis, noch einmal „einen Zahn zuzulegen“ und „alle Kräfte zu mobilisieren“. Das Wahldebakel ihrer Parteifreunde in Sachsen und Brandenburg setzte den weißblauen Grünen stark zu. Zwar rangieren sie bei Umfragen zwischen sechs und sieben Prozent, aber sie trauen dem Frieden nicht – zumal die Partei im Freistaat nicht gerade günstige Konstellationen vorfindet.

Die Grünen sind angetreten, in Bayern „den Machtwechsel“ zu vollziehen. Vor vier Jahren erzielten sie 6,4 Prozent. Jetzt wollten sie zusammen mit der SPD und notfalls der FDP die „Mehrheit der schwarzen Amigos“ brechen. Rund eine halbe Million Mark investierten die Grünen in den Wahlkampf, in den sie mit den Hauptthemen Ökologie, Wirtschaft und mehr Demokratie im Freistaat zogen.

Doch an den „Machtwechsel“ glaubt inzwischen niemand mehr so recht. Die CSU hat sich von ihren Affären erholt, die FDP scherte aus dem anvisierten Bündnis aus, und die Sozialdemokraten haben anscheinend resigniert. Nur deren Spitzenkandidatin Renate Schmidt kämpft unermüdlich weiter, flößt aber weniger der CSU Angst ein als den Grünen. „Renate Schmidt spricht vorwiegend Frauen und junge Menschen an, da kann sie uns entscheidende Prozentpunkte wegnehmen“, befürchtet Stefan Scholer, Sprecher der bayerischen Grünen. Um dies zu verhindern, schickten die Grünen Mitte September „ihre“ Frauen auf Tour. Im Bereich Frauenpolitik sollte „verstärkt Flagge gezeigt werden“.

Mögliche Wechselwähler zur SPD wollen die Grünen mit dem Slogan „Wer den Wechsel will, muß grün wählen“ bei der Stange halten. Sie werfen Renate Schmidt vor, sich „schleichend von der Option des Machtwechsels in Bayern verabschiedet“ zu haben. Die SPD-Spitzenfrau hatte angekündigt, daß für Koalitionsverhandlungen „alle demokratischen Parteien“, also auch die Christsozialen, in Frage kämen, sie wolle nur „nicht mit Amigos unter eine Decke klettern“. Vorher schon hatte Renate Schmidt von einer „geläuterten CSU“ gesprochen. Die Grünen sehen darin Indizien für eine „schwarz-rote Option in Bayern im Falle des Verlustes der absoluten Mehrheit der CSU“.

Konkurrenz im Sektor Ökologie steht den Grünen zudem mit der „Ökologisch Demokratischen Partei“ (ÖDP) ins Haus. Die setzt mit ökologischen Themen auf das bürgerliche Wählerpotential, Handwerker und kleine Unternehmer – und das mit Erfolg. Bei der Europawahl im Juni erzielte sie im Freistaat immerhin 2,2 Prozent. Ob auch die Bayernpartei, die die Legalisierung des Hanfanbaus auf ihre Fahnen geschrieben hat, im grünen Wählerpotential wildert, bleibt abzuwarten.

Der FDP werden bei den Landtagswahlen nur geringe Chancen für den Einzug in das Maximilianeum eingeräumt. 1990 schafften sie es mit 5,2 Prozent nur denkbar knapp. Ihre versteckte Koalitionsaussage zugunsten der CSU macht es für den Wähler wenig sinnvoll, nicht gleich die CSU, sondern die Liberalen zu wählen.

Spannend bleibt es bei den rechtsextremen „Republikanern“. Vor vier Jahren verfehlte die Schönhuber-Truppe den Einzug in den Landtag nur um wenige Stimmen. Bei Umfragen schwankt sie jetzt um die fünf Prozent. Bernd Siegler

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