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SanssouciNachschlag

■ Berliner Festwochen: Nachkriegsrevue im Hebbel Theater

Sona MacDonald und Udo Samel Foto: Thomas Aurin

Die Leute, die aus der Vorstellung strömten, sahen gelöst aus, glücklich manche. Und vorher beim Applaus hatten einige „Zugabe“ gerufen. Zugabe? In der letzten Szene hatten sich Sona MacDonald und Udo Samel Arbeitshandschuhe angezogen und eine Rolle Stacheldraht entlang der Rampe verlegt. Von Band wurde ein historischer Rias-Bericht über den Mauerbau eingespielt, dann ging der Eiserne Vorhang runter. Zugabe? In diesem Mißverständnis lagen das Dilemma und die Rettung des Abends.

„Ganz ohne Lorbeer und Hurra“, im Rahmen der Berliner Festwochen von Freitag bis Sonntag im Hebbel Theater zu sehen, sollte nämlich gar kein Unterhaltungsabend, sondern ein nachdenklicher Beitrag zur Lage der Nation werden. In einem Schwung wollten MacDonald, Samel und der Komponist Alan Marks hier Vergangenheitsverdrängung, Aufrüstung, Realsozialismus und Kalten Krieg anprangern und kontrastierten zu diesem Zweck Politisches mit den Schlageropiaten der Wirtschaftswunderzeit. Deutsch-Deutsches zwischen 1945 und 1961 als Wurzel gesamtdeutscher Mißlichkeiten plakatiert: Wer nicht beizeiten nachdenkt, den bestraft das Leben.

Das war genauso fragwürdig und hochmoralisierend, wie es klingt. Brecht, Kästner, Borchert und Günter Neumann wurden zitiert, Zeitungsartikel vorgelesen, O-Töne aus dem Bundestag eingespielt – eine mühsame Szenenfolge mit erhobenem Zeigefinger, die sich in den musikalischen Einlagen (etliches zwischen Mackeben, Blacher und Marks selbst) dann unvermittelt immer wieder in Unterhaltsamkeit auflöste. Und darauf hatte das Publikum gelauert. Schließlich hat MacDonald eine klare Operettenstimme und obendrein noch komisches Talent. Darüber verfügt Udo Samel ohnehin, und so tanzten sie beispielsweise Tango in einem Lonely-Hearts-Club der 50er Jahre, als eiferten die beiden Alten aus der Muppet-Show Fred Astaire und Ginger Rogers nach. Zwischen „Rum and Coca Cola“ und Nummern aus dem Insulaner-Kabarett entfaltete sich streckenweise jener Charme, der eben ins hier rettende Mißverständnis führte. Denn wären Samel und MacDonald im Entertainment nicht so brillant, man hätte diesen Vorschulaufklärungsabend umstandslos fliehen müssen. So aber triumphierte das Kritisierte über die Kritisierenden: Schön war die Zeit – ein Pyrrhussieg. Petra Kohse

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