Unterm Strich

Verstorben, von uns gerückt: Robert Bloch, der amerikanische Schriftsteller, nach dessen Buch Hitchcocks „Psycho“ entstand, ist im Alter von 76 Jahren in Los Angeles an Leberkrebs gestorben. Die Vererbungslehre geht: H.P. Lovecraft – Robert Bloch – Stephen King. Letzterer verging sich gerne an einem berühmt gewordenen Satz des Meisters, den uns der für die Abteilung „Obskur-Sinister-Gemeingefährlich- Oben-Ohne“ zuständige Kollege Karl Weiß-den- Weg-Mann freundlicherweise überließ: „Ich habe“, so Bloch, „das Herz eines kleinen Jungen – es steht in einem Glas auf meinem Schreibtisch.“ Uuuuuuaaaarrrghh. Bloch produzierte nicht weniger als 400 Kurzgeschichten, 20 Novellen und Dutzende von Drehbüchern, vor allem für Fernsehfilme.

Der amerikanische Jazzkritiker Leonard Feather ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Noch bis kurz vor seinem Tod hat er an einer Jazz-Enzyklopädie gearbeitet. Er hat die Jazz-Szene seit den dreißiger Jahren beobachtet und selber virtuos Piano und Klarinette gespielt. Komponiert hat er, unter anderem, How Blue Can You Get für B.B. King, Yes Sir! und den ungemein aparten Evil Gal Blues für Ms. Dinah Washington.

Das internationale Uwe Johnson Symposium in Neubrandenburg ist am Sonnabend zu Ende gegangen. Dort machte man, nach den Worten des Vorsitzenden der selbstvers-tändlich mecklenburgischen Gesellschaft, Carsten Gansel, die Entdeckung, daß die Frauengestalten bei Johnson noch recht unerforscht seien, was ja nun wirklich erstaunlich ist angesichts einer Dame wie Gesine Cresspahl, der gewisse Filmredakteurinnen in New York hinterherschlichen und der zu Ehren sie dort Fahrten auf der South Ferry unternahmen, wenn das irgendwen interessiert. Aber das ist ja das Schöne: Auch wenn Sie das gar nicht interessiert, kann man es hier hinschreiben, denn die Kurzmeldungen sind eine fast sanktionsfreie Zone, in der die Gedanken frei einherschreiten können ohne richtig und wichtig zu sein. Das ist formidabel. Um auf Johnson zurückzukommen: Bei der Erforschung seines Werks sei ein Schub zu spüren, und zwar werde sein Werk neuerdings auch im Osten als „Enzyklopädie der DDR“ rezipiert. Man habe Johnson auf der Tagung nun allerdings nicht heimattümelnd zurückholen wollen, sondern eben die Forschung beforschen. Erstmalig wurde auch der mit zwanzigtausend DM dotierte Uwe-Johnson-Preis verliehen, und zwar an den bei Bremen lebenden Autor Kurt Drawert für seinen Roman „Spiegelland“.

Was wir Ihnen keineswegs an diesem Montag verschweigen wollen, ist, daß die Kasener Kathedrale in Moskau nun ein Madonnen-Mosaik erhält. Sie war in den dreißiger Jahren fast völlig zerstört worden und wird seit drei Jahren restauriert. So kommt alles wieder, auch die Mutter Gottes.