Die US-Truppen auf Haiti schießen zurück

■ Zehn Polizisten von Marines getötet

Cap-Haitien (AP/wps) – Beim bisher schwersten Zusammenstoß seit Beginn der Invasion in Haiti haben US-Soldaten am Wochenende zehn haitianische Polizisten erschossen. Die Schießerei vor einer Polizeiwache in Cap-Haitien bildete den vorläufigen Höhepunkt wachsender Spannungen zwischen der Interventionstruppe und der gefürchteten Geheimpolizei des noch amtierenden Regimes. Auch war sie Ausdruck des härteren Kurses der USA in Haiti, wo Verteidigungsminister William Perry am Wochenende einen Besuch machte.

Eine Patrouille der US-Marineinfanterie war gegen 19 Uhr Ortszeit vor einer Polizeiwache der im Norden des Landes gelegenen Stadt von bewaffneten Männern zunächst in Wortwechsel verwickelt und dann beschossen worden, wie Oberstleutnant Steve Hartley später berichtete. Bis zum Sonntag sei nicht klar gewesen, ob es sich bei den Angreifern um reguläre Polizisten oder um „Attachés“, Angehörige der berüchtigten Geheimpolizei, handelte. Die „Ledernacken“ hätten sofort zurückgeschossen. Nach anderen Berichten hatten die Auseinandersetzungen damit begonnen, daß rund 1.000 Anhänger des exilierten Präsidenten Aristide in Richtung der Polizeistation zogen. Ein Polizist habe in die Menge geschossen und zwei Demonstranten getötet. Daraufhin sei die Marines-Patrouille dazugekommen und in die Schießerei verwickelt worden.

In der Hauptstadt Port-au-Prince löste die haitianische Polizei mit Tränengas die bisher größte Demonstration seit Beginn der US-Invasion am Montag auf. Etwa 3.000 Anhänger Aristides waren zum Präsidentenpalast gezogen und hatten den sofortigen Rücktritt von Militärmachthaber Raoul Cédras gefordert. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein. Seite 8