Rauswurf aus der Manege

■ Zirkus „Fliegenpilz“ setzt Tierschützer und Journalisten vor die Tür

Wenn es um artfremde Tierhaltung geht, haben Zirkusdirektoren mit kritischer Öffentlichkeit oft ihre Probleme. So auch der Zirkus „Fliegenpilz“. Als in der Hauptvorstellung am Sonntagabend auf dem Heiligengeistfeld TierschützerInnen gegen die Tierknäste auf Rädern demonstrierten, wurden nicht nur sie vor die Tür gesetzt. Auch Reportern wurde Manegeverbot erteilt.

Es war eine bislang einzigartige Aktion: Vier Tierschützergruppen hatten sich zusammengetan und den zirkusfeindlichen Plan ausgeheckt. Verkleidet im gutbürgerlichen Outfit holt zunächst eine Anführerin schweren Herzens („Den Leuten auch noch 500 Mark in den Arsch stecken“) über 20 Karten für ihre MitstreiterInnen, um sich auf legale Art und Weise den Weg ins Zirkuszelt zu bahnen. Plangemäß sickern die Tierfreunde mit dem normalen Volk zur Abendvorstellung ein und beziehen „an markanten Punkten“ Position.

Hintergrund des Protestes: Im Zirkus „Fliegenpilz“ werden exotische Tiere in engen Käfigen und artfremd gehalten. „Tierquälerei, Folter und Mord“, so die Tierschützer. So haben die Leoparden aufgrund der Käfighaltung offenkundig den Zwingerkoller. Einer der beiden Straußen-Vögel sei mittlerweile psychisch so gestört, daß er sich kürzlich selbst die Federn herausgerupft habe. Eine Attraktion des Fliegenpilz-Programms ist der Auftritt eines Zwerg-Nilpferdes. Doch Nilpferde sind Herdentiere, die in der Vereinzelung verkümmern.

Als das Programm beginnt, geht der Protest los: Sprechchöre. Ordner entreißen den Demonstranten sofort das Transparent und fordern sie auf, den Zirkus mit „Geld-zurück-Garantie“ zu verlassen – auch die Journalisten. Doch die Rechnung geht nicht auf: Zweite Tiernummer – zweite Gruppe tritt in Aktion. Wieder Gezerre und der Hinweis: „Geld gibt's an der Kasse zurück“.

Nächste Tiernummer, nächste Aktion, doch dieses Mal sind die Aktivisten nicht genau auszumachen. Erst in der Pause können die „Störer“ lokalisiert und vor die Tür gesetzt werden. Und die Eintrittgelder gibt es fairerweise tatsächlich zurück. Kai von Appen