Immer auf die Kinderkultur

■ Der Verein KinderKino muß ohne Subventionen schließen

Der sowieso nur in Nischen vorhandenen Kinderkultur hatte die Kulturbehörde im Rahmen der Haushaltskürzungen für 1995 eine weitere Zuwendung gestrichen: Dem Verein KinderKino wurde für das kommende Jahr die institutionelle Unterstützung von 80 000 DM versagt. Den Verein, der den Weg anspruchsvoller Kinderfilme in die Hamburger Stadtteil-Kinos geebnet hat, traf die Maßnahme überraschend, doch erst am Montag trat man an die Öffentlichkeit.

Kulturbehördensprecher Tim Schleider begründete den Schritt damit, daß Kinderfilme Sache der jeweiligen Lichtspielhäuser seien und keiner gesonderten Dachorganisation bedürfen. „Die Zuwendung die der Verein KinderKino bis dato erhielt, verwand man zu 80 Prozent auf die Finanzierung der Organisation“, rechtfertigte Schleider die Maßnahem weiter. In einer Zeit, in der immer weniger Geldmittel für die Kulturförderung zur Verfügung stünden, könne dies nicht der Sinn der Sache sein. Um weiterhin Kinderkino auf hohem Niveau zu gewährleisten, sollen die Kinos direkt Zuwendungen aus einem anderen Haushaltstitel bekommen können.

Der Verein fürchtet jedoch, daß dennoch viele Lichtspielhäuser das Risiko ungewöhnlicher Filmproduktionen scheuen werden. Aus Erfahrung wisse man, so Marion Roß von KinderKino, wie schwierig es ist, anspruchsvolle Kinderfilme zu besorgen. Der Aufwand, der sich im Falle unkommerzieller Filme für die Kinos nicht rechnet, könnte dann dazu führen, daß nur Walt Disney in Omnipräsenz über alle Leinwände flimmert.

Eine Lösung für den Verein ist zur Zeit nicht in Sicht. Zwar soll das bisher von ihnen organisierte KinderKinoFestival aus einem anderen Haushaltstitel unterstützt werden, aber auch hierbei ginge die Zuwendung direkt an die Kinos. Den Vorschlag der Senatorin Christina Weiss, mit ihrer Hilfe Sponsoren zu suchen, empfinden die Mitglieder, die sich seit Jahren für die Entkommerzialisierung der Kinderfilme einsetzen, als zynisch. In einer Präsentation durch Mc Donalds läge wohl auch kaum die Lösung.

Vera Schönfeld