Deutsche Tatsachen

■ Die BRD und ihr kruder Infodienst

Berlin (taz) – Das vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung herausgegebene Buch heißt „Tatsachen über Deutschland“. Es erscheint alle ein bis zwei Jahre neu in einer Auflage von einer halben Million Exemplaren und in 13 Sprachen und soll interessierten AusländerInnen gratis „Basisinfos“ über die Bundesrepublik vermitteln. Dabei geht es so „objektiv“ zu, daß im Kapitel „Grundlinien deutscher Geschichte bis 1945“ auf Seite 85 der „Anschluß“ Österreichs an Nazideutschland als „großer außenpolitischer Erfolg“ bezeichnet wird.

Im Original heißt es dort:

„Gestärkt wurde seine (Hitlers) Stellung auch durch große außenpolitische Erfolge: 1935 kehrte das Saargebiet, das bis dahin unter Völkerbundsverwaltung stand, zu Deutschland zurück, und im gleichen Jahr wurde die Wehrhoheit des Reiches wiederhergestellt; 1936 rückten deutsche Truppen in das seit 1919 entmilitarisierte Rheinland ein; 1938 wurde Österreich dem Reich einverleibt und gestatteten die Westmächte Hitler die Annexion des Sudetenlandes.“

Bernhard Zickgraf, Referatsleiter „Publikation“ im Bundespresseamt, hatte diesen fragwürdigen Mangel an Distanzierung bisher noch nicht bemerkt. „Nicht die optimale Formulierung“, räumt er nach dem Nachlesen gegenüber der taz ein, „wir werden das in der nächsten Ausgabe korrigieren.“

Vielleicht stößt Zickgraf dabei ja auch zwei Seiten weiter auf einen Satz zur Kapitulation Nazideutschlands: „Deutschland hatte die größte Niederlage seiner Geschichte erlitten.“ War es nicht eher die größte Befreiung? kotte