Im Angesicht der Niederlage

■ FDP-Chef Klaus Kinkel und der Tag danach

Hamburg (taz/dpa) – Seit mehr als einem Jahr sind die Liberalen die ständigen Verlierer. Sechs Landtagswahlen, eine Europawahl – und immer noch ist die Fünfprozenthürde nicht geschafft. Doch selbst im Angesicht andauernder Niederlagen kann den Parteichef Klaus Kinkel nichts erschüttern. Stets gibt er sich am Tag danach optimistisch:

So meinte er nach der Hamburg-Wahl (19. September 93), es habe keinen Sinn, die Wahl als Test für die Bundestagswahl „hochzustilisieren“.

Nach der Niedersachsen-Wahl (13. März 94) konstatiert Kinkel: „Wir müssen einfach besser werden. Wir werden uns jetzt nicht ins Bett legen und weinen. Es muß jetzt ein Ruck durch die Partei gehen.“

Zu diesem Ruck kam es nicht. Und so konnte der Parteichef nach der Europawahl (12. Juni 94) nur konstatieren: „ein trauriges Ergebnis“. So sollte es dennoch nicht weitergehen.

Doch es ging so weiter. Nach der Wahl in Sachsen-Anhalt (26. Juni 94) kündigte der FDP-Chef daher eine „Mobilisierungsoffensive“ für den Sommer an. „Wir müssen klarmachen, daß Deutschland die FDP braucht.“ Die erneute Schlappe sei eine „bittere Niederlage“ und „schwere persönliche Enttäuschung“. Auch nach den Wahlen in Brandenburg und Sachsen (11. September 94) zeigte sich Kinkel unbeirrt: „Jetzt dürfen wir in Bonn die Nerven nicht verlieren.“

Nun, nach der Bayern-Wahl (25. September 94), prophezeit Kinkel, die FDP werde „mit absoluter Sicherheit“ wieder in den Bundestag kommen. Jede Wette gehe er ein, daß es mehr als sechs Prozent würden. Zwar gehe die Serie der Niederlagen auch ihm „langsam an die Nieren“. Doch habe es diesmal – wie zuvor in den anderen Ländern – Umstände gegeben, die völlig anders seien als bei der Bundestagswahl.