Ägypten will Beschneidung von Mädchen verbieten

■ Minister kündigt Gesetzentwurf an

Kairo (taz) – Ägyptens Bevölkerungsminister Maher Mahran will im ägyptischen Parlament eine Gesetzesvorlage gegen die Mädchenbeschneidung einbringen und damit ein heißes Eisen aufgreifen. Das „Gesetz zum Schutze der Kindheit“ soll die Praxis der Entfernung der weiblichen Klitoris unter Strafe stellen.

Die Initiative Mahrans kommt zwei Wochen nach der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo. Angesichts der Gefahren müsse die Beschneidung aufhören, sagte Mahran. Die Religion verbiete Praktiken, die der Gesundheit schaden. Der Minister kündigte an, es werde zunächst nur milde Strafen geben, und forderte eine Aufklärungs- und Erziehungskampagne. Schließlich, so Mahran, „handelt es sich um eine Tradition, die in einigen Gegenden seit Tausenden von Jahren Bestand hat“.

Beschneidung ist nicht nur in Ägypten, sondern in vielen afrikanischen Ländern von Mauretanien bis Somalia gängige Praxis. Schätzungen gehen davon aus, daß 73 Prozent der Mädchen in Kairo beschnitten sind. Auf dem Land sollen gar nur fünf Prozent der Mädchen dieser Tradition entkommen sein. Die Mehrzahl dieser Operationen wird unter äußerst unhygienischen Umständen von Barbieren oder Laien vorgenommen. Nicht nur die Hygiene, auch die Beschneidung selbst ist oft eine Klassenfrage: Eine auf der Bevölkerungskonferenz vorgestellte ägyptische Studie wies nach, daß in der Oberschicht die Beschneidung kein Thema mehr ist, während in den Armenvierteln fast 100 Prozent der Mädchen beschnitten sind.

Für besondere Aufregung hatte ein während der Bevölkerungskonferenz vom US-Nachrichtenkanal CNN ausgestrahlter Film gesorgt, der die Beschneidung eines ägyptischen Mädchens durch einen Friseur ohne Betäubung mit gleichzeitiger Feier der Familie zeigte. Die ägyptische Presse empörte sich über die Ausstrahlung, ein Anwalt forderte von CNN 385 Millionen Mark Schadenersatz, da die Ausstrahlung dem Image des Landes geschadet habe. Karim El-Gawhary