■ Das Portrait: Hans-Olaf Henkel
Das Thema Ökologie will die stärkste deutsche Industriellenlobby nicht mehr länger stur ignorieren. Der IBM- Manager Hans-Olaf Henkel soll am 28. November zum Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gewählt werden, wie die Vizepräsidenten des Verbandes gestern bekanntgaben. Henkel ist zwar bei weitem kein Grüner, doch immerhin wurde er 1992 vom Word Wide Fund for Nature (WWF) zum „Ökomanager des Jahres“ gekürt, weil er sich als Deutschlandchef des Computergiganten in vorbildlicher Weise um den Schutz der Umwelt verdient gemacht habe. Und anders als der bisher als aussichtsreichster Kandidat gehandelte Chef der Holsten- Brauerei, Klaus Asche, schäumt Henkel beim Thema Ökosteuern nicht blind drauflos. Zwar hat auch Henkel immer gegen die Höhe der Unternehmenssteuern gewettert. Über die Art der Abgaben aber läßt er mit sich reden. Mit einem Präsidenten Henkel würde der BDI die eigene Modernisierung demonstrieren. Nicht länger ein mittelständischer Unternehmenseigner – wie der amtierende Präsident Tyll Necker, der gescheiterte Zwischendurch-Lobbyist Weiss und der jetzt mangels 100prozentiger Gremienunterstützung zurückgetretene Asche –, sondern der Manager eines Weltkonzerns repräsentierte die deutsche Industrie. Die größten Schwierigkeiten dürften Henkel BDI-intern bereitet werden. Der mächtige Necker, unterstützt von Siemens-Chef Heinricht von Pierer, wollte unbedingt Asche als Kandidat durchbringen. Beide verübeln Henkel, daß er während der Rezession scharf die Kohl-Regierung für die Schwäche des Standortes Deutschland attackierte.
Daß Henkel überraschend sein Ausscheiden als Präsident von IBM Europa in Paris zum Jahresende ankündigte und zum 1. Januar 1995 den Aufsichtsratsvorsitz der IBM Deutschland GmbH in Stuttgart übernimmt, wird ihm von seinen Gegnern schon mal als Scheitern unterstellt – auch wenn Henkel Präsidentschaftskandidat des BDIFoto: J.H. Darchinger
es mit dem Wunsch begründet, daß er „endgültig in die Heimat zurückkehren und noch einmal etwas anderes“ machen wolle. Als Manager jedenfalls war Henkel erfolgreich. Nach einem Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg kam er 1962 zu IBM. 1987 wurde er zum Vorsitzenden der Geschäftsführung von IBM Deutschland gewählt und 1993 als erster Deutscher an die Spitze von IBM Europa in Paris berufen. Donata Riedel
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