„Und wer schützt mir dann die Außendienstmitarbeiterin?“

■ Frauenförderung in Betreiben – eine teils sogar amüsante Diskussion

Selbst eine Diskussion über das leidige, weil immer noch unerledigte Thema „Frauenförderung in der Wirtschaft“ kann amüsante, gar überraschende Züge haben. Das zeigte eine Veranstaltung der FDP-Bürgerschaftsfraktion am Mittwoch abend: Die aus Bonn herbeigeeilte FDP-Bundestagsabgeordnete Margret Funke-Schmitt-Rink etwa sagte in jedem zehnten Satz: „Das kann ich mit meiner Partei nicht machen“. Funke-Schmitt-Rink „persönlich“ würde nämlich gern die Männer zur anteiligen Erziehungsarbeit verpflichten. Solange Familien- und Erwerbsarbeit nicht je zur Hälfte auf Männer und Frauen verteilt würden, bestehe die Benachteiligung von Frauen im Arbeitsleben fort. „Die Frauenfrage ist die Väterfrage“, schmetterte die Abgeordnete in den mit etwa 80 Frauen und Männern halb gefüllten Himmelssaal in der Böttcherstraße und plädierte für eine neue Definition der Geschlechterrollen.

Richtig, hakte da die neue Landesgleichstellungsbeauftragte Ulrike Hauffe ein. Die jetzigen sogenannten „neuen Männer“ aber seien auch noch nicht das Gelbe vom Ei: „Die wissen nämlich nicht, was im Haushalt fehlt, sondern die müssen es erst gesagt kriegen, und dann gehen sie einkaufen.“ Wohl wahr, gab die zweite Überraschung des Abends zu, der erfreulich unideologisch argumentierende Thomas Armerding, Gesellschafter der zum „Frauenfreundlichen Unternehmen“ gekürten Hydraulikfirma Hansa-Flex: „Ich hole auch immer nur das Bier aus dem Kühlschrank, aber daß es da steht, dafür sorgt meine Frau.“

Besonders ihm war zu verdanken, daß die Diskussion immer wieder mal ganz konkret wurde. Selbst bei Hansa-Flex, wo die Frauen zu flexiblen Zeiten arbeiten und ihre Kinder mitbringen können, stoße die Frauenförderung an Grenzen: In der Kundenbetreung gebe es nur wenig Teilzeitarbeitsplätze, weil die Kunden den häufigen Wechsel der AnsprechpartnerInnen nicht duldeten. Und im Außendienst arbeiteten überhaupt nur Männer – wie solle er denn eine Mitarbeiterin vor der Belästigung durch einen Kunden schützen? Selbst wenn sich eine Technikerin für den Außendienst melden würde (tat bislang keine): „Eine Schwangerschaft wäre eine Katastrophe – da find ich doch keine Vertretung.“

Das könne doch nicht das Problem sein, mischte sich die Grüne Maria Spieker aus dem Publikum ein: In Niedersachsen hätten Wirtschafts- und Frauenministerium zusammen mit kleinen Betrieben einen Schwangerschaftsvertretungs-Pool organisiert. Der Hansa-Flex-Mann entgeistert: „Ich hol' mir doch nicht die Konkurrenz in den Betrieb.“

Der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete und Geschäftsführer der Unternehmensverbände Bremen, Ortwin Baum, sah noch ganz andere Grenzen für Frauenförderung: Wie hätten sich Bremer Betriebe angestrengt, Mädchen anzuwerben. Aber die reagierten einfach nicht. „Erstmal muß sich im Bewußtsein was verändern, dann kann die Wirtschaft Angebote machen“, folgerte Baum.

Da setzte sich die Frauengleichstellungsbeauftragte aber aufrecht: Was ein Hohn, die Mädchen für blöd zu erklären, weil sie nicht kommen. Mädchen merkten doch schon in der Schule, wie der Hase laufe. Beispiel Informatikunterricht: Mädchen analysierten zunächst, würden sich dann gern an die Geräte setzen – doch die sind längst von den Jungs okkupiert.

Und überhaupt, dieses „Erstmal müssen die anderen“, das elektrisiert die Gleichstellungsbeauftragte jedesmal, das sei reine Blockade. Gleichstellung müsse auf allen Ebenen gleichzeitig angegangen werden. Auch mit Gesetzen: „Ich habe es satt darauf zu warten, daß sich irgendwer eines Besseren besinnt.“ Rückkehrmöglichkeiten für Mütter zum Beispiel, im öffentlichen Dienst gesetzlich geregelt, gebe es längst nicht in allen Betrieben. Dazu FDP-Frau Funke-Schmitt-Rink: „Auch wenn ich als Liberale gegen zuviele Gesetz bin: Gesetze müssen sein, denn sie schärfen das Bewußtsein.“ Wie hätten die Bonner Kollegen bei der Debatte um das Gesetz gegen sexuelle Belässtung am Arbeitsplatz gelästert, Witze unter der Gürtellinie gerissen – heute würden sie immerhin zugeben: Sexuelle Belästigung gibt es. cis