Kommssion stochert im Weiterbildungs-Filz

■ Über „diffuse Strukturen“ bedienen sich die großen Träger im Weiterbildungsbereich

Bremen hat vor zwei Jahren eine „Strukturkommission Weiterbildung“ eingesetzt, in der ParteienvertreterInnen und auswärtige Experten das bremische Weiterbildungssystem „von Grund auf“ prüfen sollen. Das unter Leitung des Wuppertaler Kulturdezernenten Hainz-Theodor Jüchter tagende Gremium hat gestern seinen Zwischenbericht vorgelegt - eine schallende Ohrfeige. „Bremen leistet sich den Luxus eines überorganisierten Staates“, steht in dem „Sommerbericht“, „diffuse Strukturen“ verhinderten einen „effektiven Einsatz“ der Mittel. Kommissionsvorsitzender Jüchter meinte, allein in der Verwaltung der Weiterbildung ließen sich „Millionen sparen“, wenn sie anders organisiert wäre. Denn während im Etat des Landes offiziell schlichte 4,5 Millionen Mark für Weiterbildung stehen, umfassen allein die Sach- und Honorar-Mittel über sieben Ressorts verstreut mindestens das Zehnfache. „Es ist ein Abenteuer, das zu finden“, berichtete Jüchter, bisher seien sie auf 40 Mio gestoßen. Darin nicht enthalten sind natürlich Gehälter für die Personen, die die Weiterbildung organisieren oder etwa die 16,6 Stellen für hauptamtliche Weiterbildner, die das Arbeitsressort an „anerkannte Träger“ ausgeliehen hat.

Selbst die von der Kommission eingeladenen zuständigen Referenten aus den sieben betroffenen Ressorts konnten nicht klären, wieviele Personen in ihrem Bereich jeweils für Weiterbildung zuständig sind und wieviel Geld da verschoben wird. Zwischen den Ressorts gibt es in aller Regel keine Kooperation, kein Controlling, keinen Überblick. „Wir haben sogar einen Amtsleiter gehabt, der uns keine Auskunft über Umfang und Stellen für Weiterbildung in seinem Bereich zu geben vermochte“, setzt Kommissionssekretär Rolf Prigge hinzu. Und da die meisten Staatsdiener für mehrere Dinge gleichzeitig zuständig sind („Aufgabendiffusion“), blieben für die Kommission oft auch die Verantwortlichkeiten unklar. „Versuchen Sie mal, einen Pudding an die Wand zu nageln“, spottet der stellvertretende Kommissionsleiter Detlef Kuhlenkamp. Er ist selbst Hochschullehrer am Studiengang Weiterbildung und muß deshalb wissen, wovon er spricht. „Das aufzubrechen ist ein mühsamer Prozeß“, sagt Jüchter, „wir haben noch nicht resigniert“, pflichtet Kuhlenkamp ihm bei.

Die Forderungen der Kommission deshalb: „Vor allem Transparenz der Finanzströme“ (Jüchter). Auf die Frage: „Wofür werden bremische Mittel verwandt?“, sollte es eine klare Antwort geben können. Die Landeszentrale für Politische Bildung, bisher völlig neben den Weiterbildungs-Strukturen, soll einbezogen werden. Insbesondere soll ein Ressort bestimmt werden, das die Federführung über den gesamten Weiterbildungs-Bereich erhält. „Das Arbeitsressort ist eine etwas problematische Adresse“, meint Kuhlenkamp, eine bessere Idee hat die Kommission bisher aber auch nicht.

Schließlich soll der „closed shop“ der Weiterbildungsträger, die nicht nur für einzelne Veranstaltungen, sondern zusätzlich auch direkt („institutionell“) Geld bekommen, geöffnet werden. Bisher gibt es die „anerkannten Träger“, etwa den gesellschaftlichen Gruppen der 60er Jahre entsprechend, deren Bildungseinrichtungen auch Personalkostenzuschüsse erhalten: Arbeitgeber, christliche Großkirchen, vor allem Arbeiterkammer, Angestelltenkammer, DGB. Viele kleinere Bildungsträger gehen da leer aus, obwohl sie einen erheblichen Teil des Angebots organisieren.

Zudem richten sich die direkten Bremer Zuschüsse auch danach, wie weit ein Bildungsträger z.B. Arbeitsförderungs-Maßnahmen durchführt. Beim Arbeitsressort verwaltet dieselbe Abteilung die bremischen Weiterbildungs-Mittel und die AFG- und ESF-Mittel. „Nach Auffasssung der Kommission kann nicht länger hingenommen werden, daß die spezifischen Weiterbildungsressourcen dezidiert fiskal- und arbeitsmarktpolitischen Interessen untergeordnet werden“, hieß es gestern. K.W.