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Achtung, KredithaiZahl der Opfer steigt

■ 70 Millionen Mark Schaden in Berlin

Vor dubiosen Kreditangeboten warnten gestern das Landeskriminalamt und die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung erstmals gemeinsam. Wenn Zahlungen vor der Auszahlung eines Kredits verlangt würden, sei Vorsicht geboten, so Kriminaloberrätin Petra Klein. Polizei und Schuldnerberatung starten jetzt eine Informationskampagne über die betrügerischen Machenschaften von Kreditvermittlern.

„In einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf Pump leben, haben sogenannte Finanzdienstleistungsfirmen Hochkonjunktur“, sagte Sven Gärtner vom Arbeitskreis „Neue Armut“, einer Neuköllner Schuldnerberatungsstelle, der die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (LAG) vertrat. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die wachsende Zahl überschuldeter Menschen und das Anwachsen der Mahn- und Vollstreckungsverfahren. Sven Gärtner schilderte die Methoden, mit denen Kredithaie sozial Schwache um ihr letztes Geld bringen. Kreditsuchende würden durch Anzeigen in gängigen Tageszeitungen mit freizügigen Geldangeboten gelockt. Tatsächlich aber käme es den annoncierenden Kreditvermittlern überwiegend darauf an, den häufig verschuldeten Kunden Vorausgebühren oder Aufwandsentschädigungen abzuverlangen. Den gewünschten Kredit bekämen die Betrogenen nie. Immer häufiger seien auch klein- und mittelständische Betriebe die Opfer.

Petra Klein erklärte, daß die Kripo insgesamt sechzehn Großverfahren gegen 36 Kreditvermittlungs-Betrüger und über hundert Untervermittler betreibe, bei denen rund 6.000 Kreditsuchende geschädigt und häufig an den Rand des Ruins getrieben worden seien. Schadenssumme alleine in Berlin: 70 Millionen Mark. Durch Plakate, Info-Telefone, Warnanzeigen in Tageszeitungen und verschiedenen Broschüren wollen Polizei und Schuldnerberatung nun über Kreditbetrügereien aufklären. Die Broschüren sind in Berlin bei Bürger- und Verbraucherberatungsstellen sowie bei der Polizei zu bekommen. Peter Lerch

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