CDU: Vulkan erpreßt Bremen

■ Vulkan: Schließungen wird es nicht geben, Investitionen aber auch nicht in nennenswerter Höhe - außer natürlich, Bremen hilft mit

– außer natürlich, Bremen hilft mit

Über 5.000 Menschen arbeiten auf den Bremer Werften der Vulkan-Verbund AG, doch über die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze zu sprechen, sah sich Friedrich Hennemann, Vorstandvorsitzender des Verbundes, bei der gestrigen Pressekonferenz nicht bemüßigt. Ausführlicher plauderte er stattdessen zum Beispiel über „Fischcontrolling“, die Europäische Union will nämlich jährlich eine Milliarde Mark für Forschungen im maritimen Bereich lockermachen. Dafür sei der Vulkan mit seiner militärelektronischen Erfahrung genau der Richtige.

Was aber die Zukunft der Schichau-Seebeck-Werft und der Lloyd-Werft in Bremerhaven angeht, redete Hennemann um den heißen Brei herum. Hat er nun den Senat um 200 Millionen Mark gebeten oder nicht? Hennemann: „Es braucht dem Verbund keiner unter die Arme zu greifen. Wir sind saniert.“ Bis Ende 1996 will man sogar 1,4 Milliarden investieren – und dabei noch jederzeit mehr Eigenmittel als Verbindlichkeiten haben. In diesen 1,4 Milliarden, die wesentlich an die Ost-Werften gehen, sind aber die für Bremerhaven notwendigen 200 Millionen nicht enthalten.

Natürlich kümmere man sich trotzdem um seine Bremerhavener Werften, eine Schließung werde es nicht geben. Allerdings: „Ein Konzept für Bremerhaven, das wir aus eigener Kraft umsetzen müßten, sähe sicherlich anders aus als ein Konzept mit Landesbeteiligung.“ Fertige Konzepte gebe es aber noch nicht. Ein langfristiges Konzept hatten in den vergangenen Tagen sämtliche Parteien gefordert als Vorbedingung für irgendwelche Unterstützung.

Klar ist seit der Vulkan-Aufsichtsratssitzung vom Donnerstag nur, daß die sieben Werften des Verbundes bestimmte Marktsegmente zugewiesen bekommen: Die größten Pötte, die Container über Panmax-Breite also, wird Wismar bauen, Vegesack soll Frachter und Kreuzliner bis Panmax-Breite (32 Meter-Breite) bauen, Schichau Seebeck Passagierschiffe unter und Stralsund Passagierschiffe über 29 Meter. Für Schichau-Seebeck wird es also erstmal kein größeres Dock geben. Daß die Bürgerschaft über 200 Millionen Mark für den Bau einer breiteren Frischereihafenschleuse bewilligt hat aus dem Sonderinvestitionsprogramm, wischte Hennemann beiseite: „Die wird doch vor 1999 nicht fertig.“ Der Vulkan-Aufsichtsrat habe erstmal nur bis Ende 1996 gedacht.

Empört zeigte sich gestern die Bremer CDU: „Henneman versucht in erpresserischer Art und Weise, die Politik zu zwingen, ihm 200 Millionen zur Verfügung zu stellen“, sagte Peter Kudella. „Ein dreistes Stück“, schließlich habe der Vulkan aus Bremen erhebliche Subventionen bekommen unter der Prämisse, tatsächlich Arbeisplätze zu sichern.

Doch mit der Kritik am Vulkan hielt sich Peter Kudella nicht allzulange auf, sondern knöpfte sich die Hanseatische Industriebeteiligungs-Gesellschaft (Hibeg) vor: Zwar sitzen in der Muttergesellschaft parlamentarische Aufsichtsräte, bekämen aber keinerlei Einsicht in die riskanten Transaktionen der Hibeg. In diesem Bremer Schattenhaushalt seien aber bereits Verbindlichkeiten in 1,2-Milliardenhöhe aufgelaufen: 125 Mio. für die Klöcknerbeteiligung würden jetzt fällig, in Kürze 100 Millionen für die Übernahme von Klöcknergrundstücken, von 120 Mio. wegen der Holding Bremer Verkehrsbetriebe ganz zu schweigen. Dazu noch 200 Mio. für den Vulkan? Und im Gegenwert vielleicht Grundstücke, die man nicht vermarkten kann? „Das wäre das Ende des Sanierungsprogramms in Bremen“, sagte Kudella. Er fordert nun Einsicht in die Hibeg-Akten. Ansonsten werde die CDU ihre beiden Vertreter im Aufsichtsrat zurückziehen. cis