High-noon am Arbeitsplatz

Das Licht der Mittagssonne ist besonders gesund, daher wird es kopiert / Kunstlicht kann krank machen, wenn das Farbspektrum zu gering ist  ■ Von Leonard B. Schilling

Um zwölf Uhr mittags mußte Gary Cooper als unbeugsamer Sheriff in „High Noon“ gegen seine Widersacher antreten. So bedrohlich die Situation für ihn war, so gut war das Licht: Denn das natürliche Mittagslicht ist für den Körper besonders gesund, es regt den Stoffwechsel an, die Menschen fühlen sich wohl. Anders beim Kunstlicht: Es deckt oft nur einen geringen Teil des Farbspektrums ab, was gesundheitliche Folgen haben kann. Daher wird True-Lite („Echtlicht“) immer beliebter.

„True-Lite-Röhren sind der Versuch, das Tageslicht so vollständig wie möglich zu kopieren“, erklärt Detlef Mentel, Inhaber von D-Lite in der Schöneberger Wartburgstraße. Hergestellt werden die Röhren von duro-test, entwickelt wurden sie von der Weltraumbehörde NASA, was den Vollspektrumslampen den Spitznamen „Astronautensonne“ gab.

„Bei schlechter oder falscher Beleuchtung fühlt man sich unwohl“, sagt Wohnberater Peter Dirk von der Verbraucherzentrale, diese Erfahrung habe jeder selbst schon gemacht. Wenn es am Sommerende draußen düsterer werde, überkomme viele eine depressive Grundstimmung. Diese habe in Büros längst ganzjährig Saison, bemerkt die Zeitschrift Natur & Heilen. Und daß Büroangestellte über schlechte Beleuchtung klagen, bestätigt auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Mentel erläutert: „Die verschiedenen Lichtanteile sprechen unterschiedliche Elemente des Körpers an. Die gelben Anteile etwa steuern die Produktion der Magensäure.“ Folge eines Kunstlichts mit zu hohem Gelbanteil könnten daher Magengeschwüre sein. Solche Lampen gebe es zum Beispiel im Tunnel in der Leipziger Straße, für Innenräume seien sie aber nicht zugelassen.

Miese Kunstlichterfahrungen machten auch die Besatzungen von U-Booten: Haarausfall, Depressionen und Zuckerkrankheiten traten verstärkt auf. Da diese und andere negative Folgen bei True-Lite-Röhren nicht mehr vorkamen, wurden sie 1983 vom US- Gesundheitsministerium als Heilmittel anerkannt. Auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt die Vollspektrumsröhren, die dem natürlichen 12-Uhr-Licht am nächsten kommen, für den Arbeitsplatz.

Rund 70 Mark kostet das volle Lichtspektrum, sagt Mentel und gibt unumwunden zu: „Das ist etwa das vier- bis fünffache herkömmlicher Leuchtstoffröhren.“ Allerdings spreche neben der gesundheitlichen Wirkung die deutlich längere Lebensdauer für True- Lite-Röhren. Diese sind etwas dicker als andere Röhren und leicht gedreht, sie passen jedoch in jede übliche Normfassung.