: Aus alten Reifen wird Radlerschutz
■ Downcycling kommt wenigstens den Fahrradfahrern zugute
Wenn's am Berg mal anstrengend ist, wissen Radler zumindest immer eins: Wenigstens moralisch haben sie Rückenwind, da sie sich ökologischer fortbewegen als ihre motorisierten Überholer. Doch angesichts überquellender Deponien und immer neuer Verbrennungsanlagen sind auch die Fahrradreifen ins Gerede gekommen.
Um den Ökovorteil nicht wegargumentiert zu bekommen, haben die Hersteller reagiert: Sie werben mit Reifenrecycling. So ist neuerdings in vielen Geschäften ein Poster mit einem gemalten Baum zu sehen, dessen stilisiertes Laub in zwei Grüntönen die Weltkarte darstellt. Die Firma Bohle aus Bergneustadt möchte damit Händler und Kunden auf die Wiederverwertung einschwören.
Leider erinnert das Logo nicht nur farblich an den Grünen Punkt des Dualen Systems Deutschland, mit dem Verpackungen als ökologisch und Käufer für dumm verkauft werden sollen. Auch die Reifenhersteller betreiben kein echtes Recycling im Sinne eines geschlossenen Kreislaufs. Vielmehr werden beim Reifen-Downcycling minderwertige Materialien hergestellt. Das Entsorgungsproblem entsteht also nur später, wenn auch das neue Produkt ausgedient hat.
Aber wenigstens kommen einige Gummigegenstände wieder Radlern und anderen Sportlern zugute: Mit kleinen Gummipolstern ließen sich Fahrradspuren von der Straße abtrennen, schlägt zum Beispiel die Firma Gummi-Mayer vor. Und für seine dafür geeigneten Gumatec-Produkte wirbt das Pfälzer Unternehmen ausdrücklich mit dem Hinweis, daß sie aus Altreifen hergestellt sind. Auch Poller, mit denen Autofahrern die Durchfahrt verwehrt wird, könnten aus Recyclat hergestellt werden, was neben dem ökologischen Aspekt ein Sicherheitsgewinn für stürzende Fahrradfahrer wäre.
Die Firma Bohle, die Radlern vor allem durch ihre „Schwalbe“- Reifen bekannt ist, wird Altreifen vor allem an Hersteller von Böden für Sportanlagen und Kinderspielplätzen los. Zwei bis drei Millionen Altreifen will allein Bohle so recyceln, während die Continental seine Reifen nach Angaben von Öko-Test weiter zur Verbrennung an Zementwerke liefert.
Eine Art Pfandsystem, um möglichst viele Reifen vor der Mülltonne zu bewahren, plant keiner der großen Reifenhersteller: Noch müssen Kunden für ihr Umweltbewußtsein zahlen – bis zu 2,50 Mark pro Reifen. Christian Arns
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