Kleinere Brötchen

■ Juso-Chef tritt nicht zurück, redet aber auch nicht mehr über Koalition mit PDS

Magdeburg (taz) – Selbstverordneter Maulkorb: Nach der deftigen Haue, die Juso-Chef Thomas Westphal im Bundesvorstand der SPD-Nachwuchsorganisation bezogen hat, möchte er vorerst nicht mehr über Koalitionen nach der Bundestagswahl reden.

Für einen Rücktritt sieht Westphal, der Vertreter des linken Stamokap-Flügels der Jusos ist, aber auch keinen Grund. Sein Rücktritt war nach seinen Äußerungen über eine rot-grüne Koalition unter Beteiligung des PDS von Teilen des Juso-Bundesvorstands gefordert worden.

Dazu sagte Westphal gestern in Magdeburg: „Ich habe schließlich nur meinen persönlichen Standpunkt vertreten, und das ist nach der Beschlußlage im Juso-Bundesvorstand noch nicht verboten.“ Fest stehe, daß das eigentliche Anliegen der Jusos Kohls Sturz und die Bildung einer Reformregierung sei. „Deshalb kann ich die Jusos nur auffordern, die gegenseitigen Angriffe zu beenden und zur Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner zurückzukehren“, so Westphal. Und da, so der Juos- Chef weiter, halte er es mit Altbundeskanzler Willy Brandt: „Der Feind steht immer rechts.“

Das Sachsen-Anhalt-Modell einer rot-grünen Minderheitsregierung scheint insbesondere für ganz junge LiebhaberInnen der Sozialdemokratie einen besonderen Charme zu haben. „Seit der Regierungsbildung bekommen wir wöchentlich bis zu dreißig Aufnahmeanträge insbesondere von Leuten zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren“, schwärmt Sachsen-Anhalts Juso-Chef Roman Dütsch. Eberhard Löblich