Schwabba Du, es ist ein Junge!

■ Familienscherze für die ganze Familie: Die „Tolleranzen“ mit Szenen aus Ralf-König-Comics / Peinliche Bananen

Wie bringt man Comics auf die Bühne? Diese Frage wissen die vier Schauspieler der Frankfurter Schauspieltruppe Tolleranzen zu beantworten. In einer Mischung aus Slapstick und Kabarett präsentierten sie am Wochenende Szenen nach den Comics von Ralf König. Die zweiundzwanzig Szenen, die manchem Ralf-König-Fan bekannt vorgekommen sein mögen, auch wenn es mit der Ähnlichkeit der Protagonisten nicht weit her war, zeigen ein buntes Bild Prall aus dem Leben (so der Titel) der schwulen Szene.

Ebenso wie in Königs schrillen Bildgeschichten werden „typische Probleme“ des schwulen Lebens aufgegriffen: etwa das Coming-Out vor den Eltern oder die Beziehung zu Männern, die zwar unheimlich scharf, aber leider heterosexuell sind. Peinlichkeiten, wie zum Beispiel der Arztbesuch anläßlich einer Banane im Darm sind Thema, genauso wie der Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen, sei es das perfekte Outfit für ein Tina Turner Playback oder eine ganz normale Eifersuchtsszene in einer Beziehung.

Dabei arbeitet der Regisseur Markus Baumhaus perfide und geschickt gegen die Erwartungshaltung der Zuschauer an. Der ehemüde Vater bekennt sich zu seinen eigenen homophilen Neigungen, und dem Patienten wird die Banane mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Junge“ in den Schoß gelegt.

Doch trotz der Unterhaltung, die zweifellos im Vordergrund steht, wollen die Schauspieler dem Publikum nicht nur Honig um den Mund schmieren. Der Spiegel der eigenen Gewohnheiten wird dem überwiegend schwulen Publikum öfters vorgehalten. Die übertrieben affektierte Art mit vielen „Huchs“ und „Achs“, die viele in der schwulen Szene sich zu eigen gemacht haben, und die alberne Musik in den Umbaupausen, die mit den Worten „Schwabba Dabba Du“ endet, wirken geradezu karikierend.

Das Magnus-Hirschfeld-Zentrum, an dem das Stück zu sehen war, scheint leider immer noch eine gewisse Hemmschwelle für Nicht-Schwule zu besitzen, so daß eine derartige Performance dann auch nur im kleinen, gewohnten Kreise stattfindet. Schade an sich.

Martje Schulz