Der fiktive Millern-Tor-Rausch

■ St. Pauli böllert sich ohne Gegentreffer zum Remis

Drei Tore hätten es ruhig sein dürfen, auch über die doppelte Anzahl hätte sich niemand gewundert: Einbahnstraßen-Fußball am Millerntor am Freitagabend.

Runde 88 Minuten lang böllerte sich der FC St. Pauli vor lediglich gut 14.000 Zuschauern gegen die ersatzgeschwächten Gäste aus Chemnitz in einen fiktiven Torrausch; locker ein halbes Dutzend Mal wackelte das Netz der Sachsen, von außen oder von oben getroffen. Daß der Ball zwischen die Pfosten gehört, schien den Gastgebern niemand gesagt zu haben. Genau dreimal stimmte die Richtung – mehr oder minder zufällig – zwar, und genau dreimal konnte der Chemnitzer Torhüter Schmidt beim besten Willen nicht mehr ausweichen.

Mit dem torlosen Remis könne er „nun wirklich nicht zufrieden sein“, grummelte Coach Uli Maslo nach dem Spiel. Kein Zweifel: Der Mann hat recht. Kein Zweifel aber auch: Seine Mannen waren nicht nur pausenlos über den Platz gerannt, sie hatten gespielt. Im Rahmen ihrer bekannt begrenzten Möglichkeiten zwar, aber die schöpften sie gegen einen zugegeben schwachen Gegner aus.

Allen voran Bernd Hollerbach, der Dynamo auf der linken Seite, über den fast alle Angriffe liefen. Auch Libero Dirk Dammann bot eine souveräne Leistung, vielleicht aber sollte ihn mal jemand darauf hinweisen, daß das Überschreiten der Mittellinie nicht mit Lohnabzug geahndet wird. Allerdings wäre es dann noch enger in der Chemnitzer Hälfte geworden, in der sich eh schon grundsätzlich zwanzig junge Männer zu tummeln pflegten.

Mit ein bißchen mehr Treffsicherheit hätte es am Freitagabend Anlässe zuhauf für eine „goile Paadie“ gegeben; so kam nicht mehr zustande als das beste Heimspiel dieser Saison (wozu allerdings soviel auch wieder nicht gehört) mit einem leider nur fiktiven Torrausch. smv