Nebel auf dem Eis

■ Meister München und die Deutsche Eishockey Liga sehen sich früh mit Geld- und Imageproblemen konfrontiert

Berlin (taz) – Es nebelt sich ein in der Deutschen Eishockey Liga. Am Sonntag schwadete es in Augsburg, in Rosenheim, und besonders trübe war's in München, wo die Maddogs vor einem mühsamen 2:1 samt den Adlern aus Mannheim in Formation übers Eis zu keuchen hatten, um die Schwaden loszuwerden. Als endlich wieder Licht ward, sah man – daß kaum einer auf den Rängen saß. Was nichts Neues ist: Dreimal haben die verrückten Hunde zu Hause gekläfft, insgesamt sind keine 10.000 Zuschauer gekommen.

Dabei ist man nicht irgendein qua DEL-Gründung nach oben beförderter mediokrer Zweitligist, sondern immerhin der rechtmäßig amtierende Meister. Seit vier Jahren versucht man sich daran, das Eishockey in München zu etablieren, hat im Frühjahr nun zwar den Titel geholt, es aber nicht geschafft, jenen zu finanzieren. Also hat man sich vor der Saison knurrend damit abgefunden, an kleineren Knochen zu nagen und die hochqualifizierten Kräfte Hilger, Franz, Schreiber davonlaufen lassen. Anscheinend allerdings, ohne sämtliche ausgemachten Zahlungen vorzunehmen. 200.000 Mark möchten die ehemaligen Hedos- Kräfte bittschön noch kriegen, schlimm genug, doch nun will auch noch ein Ex-Sponsor eine halbe Million (zurück) haben. Dem hat man gekündigt, weil er seine Zuwendungen kürzen wollte, jetzt streitet man vor Gericht, was, wie Geschäftsführer Eberhard Jülicher selbstkritisch der Süddeutschen Zeitung anvertraute, „dem Image nicht förderlich ist“. Insbesondere, „nachdem wir schlechte Presse genug hatten“.

Nun: Der aktuelle Sponsor, eine Münchner Brauerei, soll auch nicht so recht glücklich sein. Jetzt hat Jülicher angekündigt, bis nächste Woche wieder einen neuen Hauptsponsor aufzutun. Was dringend nötig ist, schließlich sollen laut Kalkulation 35 Prozent des Etats eines DEL-Vereins von Sponsoren abgedeckt werden. 40 Prozent gar sollen aus Zuschauereinnahmen kommen. Doch die Fans trauen der aufgeblähten Superliga nicht recht, bleiben weg, womit auch das von DEL-Geschäftsführer Franz Reindl so innig geliebte Merchandising-Modell noch nicht läuft. „Mittelfristig“, rechnet der DEL-Geschäftsführer nämlich, „glauben wir, durchs Merchandising 20 Millionen Mark Umsatz zu erzielen.“

Während bei den vom neuen Status geschmeichelten Ex-Zweitligisten noch ein gewisser Imagezuwachs festzustellen ist, hapert es bei den etablierten Ex-Erstligisten an Euphorie und Identifikation mit dem neuen Produkt. Sollte dem Zuschauer am Ende an Leistung gelegen sein? Und nicht an Gaudi? Kaum auszudenken, Herr Reindl. Klar ist: Hat sich ein Verein finanziell übernommen, ist er laut DEL-Ordnung verpflichtet, Spieler zu verkaufen. Soweit ist es in München nicht. Aber, wie am Sonntag zu sehen war: Es nebelt sich ein bisserl ein. Peter Unfried