Störrisches Palau

■ Der neueste unabhängige Staat

Berlin (taz) – Mangrovensümpfe säumen die Ränder der fruchtbaren Inseln von Palau, Kokospalmen wiegen sich im warmen Wind des westlichen Pazifiks Mikronesiens. Allen Kolonisatoren der 350 Inseln zählenden Republik Palau, die am Samstag politisch unabhängig wurde, war gemein, „daß sie glaubten, daß wir ihre Sprache sprechen müßten. Mein Urgroßvater lernte also Spanisch, mein Großvater lernte Deutsch, mein Vater mußte Japanisch lernen, und ich spreche heute auf amerikanisch zu euch“, erklärte ein Bewohner Palaus einmal und fuhr fort: „Allen Kolonisatoren war auch gemeinsam, daß sie nicht wirklich glaubten, daß ihre Vorgänger uns etwas Nützliches gelehrt hatten.“

Was immer die 17.000 PalauanerInnen – deren Territorium Anfang diesen Jahrhunderts auch einmal zwanzig Jahre lang deutscher „Besitz“ war – von den Fremdherrschern gelernt haben, ein gutes Maß Eigensinn ist ihnen erhalten geblieben. Das bekamen die US-Amerikaner immer wieder zu spüren, die Palau seit 1944 verwalteten – ab 1947 als Treuhandgebiet der UNO. Denn 1980 gaben sich die PalauanerInnen eine Verfassung, in der sie den Transit und die Lagerung von Atomwaffen in ihrem rund 500 Quadratkilometer großen Gebiet verboten. Das ärgerte die US-Verwalter, gründete sich doch deren Interesse an dieser Region gerade auf die militärische Nützlichkeit ihrer Kriegsflotte im Pazifik. Trotz finanzieller Versprechungen beharrten die PalauanerInnen auf dieser Bestimmung in ihrer Verfassung. Ihre störrische Haltung hatte einen guten Grund: Sie wußten, welche Schäden die Atomwaffentests der Amerikaner und Franzosen auf den Inseln und Atollen der Region hinterlassen hatten. Jutta Lietsch