UNO lehnt schärferen Nato-Kurs in Bosnien ab

■ UN-Hilfskonvois weiter blockiert

Sarajevo (AFP/AP) – US-Verteidigungsminister William Perry ist mit seiner Forderung nach einem härteren Kurs der Nato in Bosnien bei der UNO auf Zurückhaltung gestoßen. Nach dreistündigen Verhandlungen im kroatischen Adriahafen Split sagte der UNO-Sondergesandte Yasushi Akashi, daß er mit den Vorstellungen Perrys nicht vollständig einverstanden sei. Zwar müsse die Nato auf Attacken der bosnischen Serben gegen UNO-Personal oder die Verletzung von UNO-Vorschriften zur Sicherung von Schutzzonen rascher mit Luftangriffen reagieren. Über den von Perry im Namen der Nato geforderten Verzicht auf eine Vorwarnung müsse aber von Fall zu Fall entschieden werden.

Trotz eines neuen Abkommens zwischen der UNO und den bosnischen Serben gibt es auch weiterhin Behinderungen der UN-Hilfstransporte für Bosnien. Zwar konnten sieben Konvois gestern erste serbische Kontrollpunkte passieren, am Sonntag hatten die Serben jedoch vier UN-Konvois die Durchfahrt verweigert. Drei weitere Hilfstransporte vor allem für Ostbosnien waren daraufhin gar nicht erst aufgebrochen. Die bosnischen Serben hatten in der vergangenen Woche zeitweise 19 UN-Hilfskonvois aufgehalten, nachdem Nato-Kampfflugzeuge Ende September einen serbischen Panzer zerstört hatten.

UN-Soldaten stoppten am Sonntag in Sarajevo dreihundert Soldaten der bosnischen Armee, die im Schutz der Dunkelheit in das weitgehend entmilitarisierte Bjelašnica-Massiv vorrücken wollten. Die Unprofor protestierte wegen dieser Verletzung des Sperrzonen-Abkommens für Sarajevo scharf bei Bosniens Vizepräsident Ejup Ganić. Dieser sagte zu, alle Soldaten zurückzubeordern. Dagegen bestritt ein Militärsprecher, daß die Truppen in die 20-Kilometer-Zone eingedrungen wären. Die Regierungsarmee hätte jedoch in den Bergen 30 Kilometer südlich von Sarajevo einige Geländegewinne erzielt.