Die gute, alte Cop-Killer-Masche

■ Heute im Aladin: Ice-T & Body Count, die Meister martialischer Mätzchen

Die Fachpresse notierte es mit Amusement, als Tracy Merril, besser bekannt als der berufsgroßmäulige Rapper Ice-T, vor etwas mehr als drei Jahren ankündigte, er werde eine Hardcore-Band aründen. Schadenfroh klatsche man in die Hände, daß der ja nun leider erfolgreiche und nicht untalentierte Maulheld mit seiner Band „Body Count“ ordentlich auf die Fresse fliegen würde – denkste!

Der Tanz auf dem neuen Parkett gelang – zwar nicht musikalisch, da blieben Ice-T's Instrumenten-Knechte auf dem Debüt-Album hausbacken und bieder, harkten brav die handelsüblichen Moshparts ab. Und wie bei jeder Heavy-Scheibe rundete eine Ballade (natürlich auf E-Moll) die erste Seite ab. Dafür stach Ice-T mit seinen dünnen Provo-Texten genüßlich in amerikansiche Wespennester. Er prahlte mit imaginärem Oral sex mit der Tochter eines Ku-Klux-Klan-Führers; er riet bei Streitigkeiten mit Vertretern der Obrigkeit pragmatisch zum Schußwaffengebrauch. Die hysterische Reaktion auf solche Mätzchen ist Geschichte: der Song „Cop Killer“ wuirde zum Tanzflächenreißer in einschlägigen Diskotheken; es gab massive Drohungen an Time-Warner-Mitarbeiter, die die Skandalscheibe unter das Volk brachten, jede Menge Geschrei und unzählige verkaufte Silberlinge. Wen interessiert da, daß Ice-T letztendlich doch den umstrittenen Song von der Platte nahm und – richtig! – die Schweinerockballade als Single veröffentlichte.

Mit seinem neuen Epos „Born Dead“ versucht der Motherf***er aus Los Angeles mit seiner vielköpfigen Bruderschar erneut, an den Shock-Faktor des Debüt anzuknüpfen, das immerhin Ice's Botschaft bis in die weiße Mittelschicht-Jugend trug. Reichlich blutig geht's im Video zu, MTV boykottiert es natürlich, VIVA bringt's,. Aber wenn es nur um die Musik ginge, wäre die Sache von vornherein in dunklen Kellerarchiven vermodert: An musikalischer Finesse hat Body Count nach der ersten, bestenfalls von Haß und Energie lebenden Platte nicht dazugewonnen. Wenn auch bewaffnete Leibwächter am Bühnenrand im an sich recht sicheren Sebaldsbrück gelinde gesagt albern erscheinen, schaffen es Body Count aber wenigstens, die Brachialität, die man ihnen doch zu Gute halten muß, live beeindruckend aufleben zu lassen. L.R.

Heute abend ab 20 Uhr im Aladin