Demonstrationen „politischer Erfolg“

■ „Bündnis“ zufrieden, scharfe Vorwürfe gegen Polizeigewahrsam

Das „Bremer Bündnis gegen die Nationalfeiern“ will nicht für die klirrenden Scheiben in der Innenstadt am Montag verantwortlich gemacht werden. „Wir haben die verbotene Demonstration nicht durchgeführt“, sagten gestern VertreterInnen des „Bündnisses“ auf einer Pressekonferenz im Sielwallhaus. Dennoch sieht das „Bündnis“ den 3. Oktober positiv. „Wir sehen es als politischen Erfolg, daß 2.000 bis 3.000 Menschen auf die Straße gingen“.

Viele Menschen seien dem Bündnis-Motto zum 3. Oktober gefolgt und haben „spontan demonstriert“. „Da es gibt keinen Grund zum Feiern“ hatten die AktionistInnen gegen die Feiern zum Einheitstag plakatiert. Die Kundgebungen seien spontane Äußerungen gegen die „Nationalfeiern“ gewesen. Da „Gewalt von staatlicher Seite ausgegangen“ sei, sei es zu der Randale gekommen.

So seien die DemonstrantInnen von Polizisten erniedrigend behandelt und grundlos geschlagen worden. Vor allem Frauen haben sich die sexistischen Übergriffe der Polizisten gefallen lassen müssen. Mehreren Frauen sei an den Hintern gegrapscht worden, und ihnen seien Polizeiknüppel zwischen die Beine gehauen worden. Von den insgesamt 276 Verhafteten seien rund 25 Nicht-BremerInnen in Polizeibussen in ein Industriegebiet gekarrt worden. Dort wurden sie ausgesetzt, „die Frauen alle einzeln im stockdunklen und verlassenen Gebiet“, erzählt ein Beteiligter.

Die Bevölkerung habe die Demonstrierenden unterstützt und die Kritik der Einheitsfeier-GegnerInnen interessiert aufgenommen, meint eine Sprecherin des „Bündnisses“. So hätten einige AktionistInnen versucht, in der Ansgarii-Kirche einen Text zu verlesen, seinen von Zivil-PolizistInnen jedoch daran gehindert worden. Nach der offiziellen Predigt vor Bonner Polit-Prominenz habe die Gemeinde den Text jedoch hören wollen und „noch beim Kaffee diskutiert“.

Im „Bündnis“ hatten sich rund 70 Initiativen, Firmen und Parteien zusammengefunden. Angesichts der „hohen Arbeitslosigkeit und Diskriminierung von Frauen und AusländerInnen“ gebe es keinen Grund, die deutsche Einheit zu feiern, meinten die AktionistInnen. Ob es bei einer genehmigten Demonstration friedlicher zugegangen wäre, „sei völlig spekulativ“. fok