Rapide wächst das Ozonloch über der Antarktis

■ Rekordwerte schon zum Frühlingsanfang

Genf (epd/taz) – Die Zerstörung der lebensnotwendigen Ozonschicht hat einen neuen Rekordwert erreicht. Die Weltmeteorologische Organisation (WMO) meldete gestern, über der Antarktis gebe es nur noch 55 bis 65 Prozent der früher üblichen Molekülmenge. Mehr als drei Viertel des Eiskontinents und Teile der angrenzenden Meere liegen inzwischen unter dem Loch – obwohl der Frühling und damit der Ozonabbau in der Stratosphäre auf der Südhalbkugel gerade erst begonnen hat. Auch in Australien ist die Ozonschicht schon jetzt 70 Prozent dünner als normalerweise Anfang Oktober. Statt im Freien zu promenieren, sollten sich die Menschen lieber in ihre Häuser zurückziehen, denn ein Prozent weniger Ozon in der Atmosphäre bedeutet zwei Prozent mehr gefährliche UV-Strahlen. Auch in den nächsten Jahren ist keine Besserung in Sicht: Eine WMO-Sprecherin sagte, die Ozonzerstörung werde ihren Höhepunkt um die Jahrtausendwende erreichen. Erst danach könne mit einer Erholung gerechnet werden.

Die WMO macht die Zunahme von Chlorinen und anderen ozonzerstörenden Chemikalien für die Ausweitung des Ozonlochs verantwortlich und forderte die Regierungen deshalb auf, sich für die Umsetzung des Montrealer Protokolls von 1990 und der Wiener Konvention einzusetzen. Diese sehen ein Ende der Produktion und des Einsatzes von Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) vor. Andere Wissenschaftler vermuten auch im Flugverkehr einen Hauptfeind der Ozonschicht. Für bis zu 30 Prozent der Spaltung der aus drei Sauerstoffatomen bestehenden Ozonmoleküle sollen die Jets verantwortlich sein. Und da immer mehr Menschen durch die Luft reisen, ist nicht absehbar, ob der FCKW-Ausstieg allein ausreicht.