Comic-Flipp-Man

■ Interdiszipinäres Ereignis mit Jörn Heisterbergs „Bowie-Cover“ im Knust

„Zehn Jahre lang umgab mich fast nur Schwärze. Ich verlor Freundinnen zwangsläufig aus den Augen und erkannte die Freunde nicht mehr. Eine Zeit lang war an diesem Schwarz das beste, daß ich mir selber nicht begegnen mußte“, schildert der Filmemacher, Autor und Musiker Jörn Heisterberg einen abgeschlossenen Teil seiner Vergangenheit. Die nimmt 1981 ihren noch recht farbenfrohen Anfang: Der Auftritt von David Bowie in dem Film Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo stachelt den Schüler an.

Beflügelt beginnt der junge Heisterberg mit der Arbeit an einer Autobiographie und bereitet das Thema auch filmisch auf: In der „Dämonie“ wächst einem jungen Mann die schwierige Nähe zur Welt förmlich über den Kopf. Als ideenpfeifendes Hyperventil drücken Heisterberg während der Dreharbeiten klassische Schwierigkeiten. Zwar gelingt es ihm, aus seinem Freundeskreis einen verschworenen Mitarbeiter-Zirkel zu formen. Aber immer wieder bricht der Gegensatz zwischen den vielen, die er erreichen will und denen, welche am Drehort warten, auf: „Ich habe mich eigentlich immer vor und hinter die Kamera gestürzt. Ich verliebte mich in die Hauptdarstellerin und verwandelte mich aus Fleiß in einen allzeit spurtbereiten, comic-artigen Flipp-Man. Ich machte Tempo, die anderen machten mit. Nach den ersten Monaten hat mich mein Stab dann eher verstehen als unterstützen wollen.“ Das ändert sich kaum mit dem Sprung in eine zusätzliche Disziplin. In weniger als sieben Jahren stellt Heisterberg bei über 20 Hamburger Rockbands seinen Gitarrenverstärker als mehr oder weniger flüchtige Grußkarte auf.

Identitäten schnell und eindrucksvoll zu wechseln, gehört heute mehr und mehr zu Heisterbergs wichtigsten Zielen. Eine Art spannungsgeladene Distanz zum Publikum soll sich einstellen: „Einerseits will ich die Leute schocken. Andererseits möchte ich etwas kreieren, auf das man sich so wundervoll schnell einigen kann, wie auf buntes Plastik.“ The lake, ein Spielfilm mit ökologischem Thema, ist eines der laufenden Projekte. Projektabläufe mit dem Blick auf ihre Literarisierung aufzuschreiben, gehört ebenfalls zum regelmäßigen Pensum. Vor einigen Monaten gründete das Multi-Talent eine Band, die dem Werk seines Lieblingsstars Bowie Tribut entrichten soll. Beim heutigen Debut im Knust ist von der Filmeinspielung über die „pantomimische Lesung“ (Heisterberg) bis zum Rocken alles mögliche in Planung.

Kristof Schreuf

Heute, 21 Uhr mit „Bowie-Cover“, Knust