■ Der populäre Konzertführer
: Ein Frankie namens Harald

Er beherrscht jede Spielart des Blues, nur mit dem ach so melancholischen „Bluesfeeling“ kann Taj Mahal wenig anfangen: „Ich mag diese Songs nicht, sie helfen dem Zuhörer nicht weiter. Wenn es ein wirklich gutes Stück ist, dann sing ich auch schon mal einen traurigen Blues, aber im Grunde habe ich immer „high energy music“ gespielt.“ So präsentiert der Sänger, Gitarrist, Banjospieler, Pianist und Bluesforscher auch heute abend um 20 Uhr im KITO die schwarze Musik als ein glitzernd buntes Kaleidoskop. Er wechselt unbekümmert zwischen Jazz, Boogie, Fieldsong, Calypso und Walking Blues – und drückt dabei immer die Essenz der Musik aus.

22 Franzosen, die wie die Wilden auf speziell dafür präparierte Ölfässer eindreschen und dabei archaische Chorgesänge anstimmen – muß sich der kultivierte Konzertgänger so etwas antun ? Viele Kritiker empfehlen Les Tambours Du Bronx“ als Mischung aus den „Einstürzenden Neubauten“ und den „Drummmers of Burundi“. Für den Stern schienen Maschinen eines Stahlwerks plötzlich orchstral zu klingen und für die Faz ist ihre Musik „passend zur Endzeit“. Irgendwo zwischen Steinzeit und industrieller Postmoderne trommeln die Franzosen jedenfalls am Freitag (7.10.) um 20.30 Uhr im Schlachthof herum. Hörschutz ist zu empfehlen.

Wenn Harald Juhnke seinem Idol Frank Sinatra so treu ergeben ist, daß er ihm sogar in die Senilität folgt, dann kann es am Samstag (8.10.) um 20 Uhr in der Glocke sehr witzig werden. Wie Frankie tritt Harald mit großem Orchester auf, und beide erzählen in ihren Konzerten zwischen den Songs länger als sie singen. Zu seinem 65. Geburtstag macht Juhnke eine Jubiläumstour, und weil Frankie es wohl kaum noch nach Bremen schaffen wird, sollte man zumindest seinen Berliner Ableger nicht versäumen. Brasilien hat nach wie vor eine der fruchtbarsten und originellsten Musikkulturen und wenn dort eine Sängerin in wenigen Jahren zu den ganz großen Stars aufschließt, darf man sehr gespannt sein. Marissa Monte arbeitet mit avantgardistischen Paradiesvögeln wie Arto Lindsay, Laurie Anderson oder John Zorn zusammen, und ihre verführerische Mischung von brasilianischen Stilformen mit einigen verwegenen Entwicklungen der internationalen Popmusik macht ihre Songs aufregend neu. Am Dienstag (11.10.) um 20 Uhr im Modernes tritt die 27 Jahre junge Sängerin zum ersten Mal in Bremen auf.

Willy Taub