Drobs alledem: Tivoli

■ Sozialbehörde möchte Drobs heimholen, Bau ist dagegen

Die Sozialsenatorin hält an ihren Planungen fest, die Drogenberatungsstelle Drobs aus der Bauernstraße im Ostertor heimzuholen – ins Tivoli-Hochhaus, in dem ein großer Teil der Sozialverwaltung ohnehin schon sitzt. Am kommenden Dienstag will Irmgard Gaertner das dem Senat zur Abstimmung vorlegen. Doch wie schon Mitte September, als die Sozialsenatorin den Senat zum ersten Mal mit ihrem Vorschlag befaßte: Innerhalb der Landesregierung regt sich heftige Kritik. Insbesondere die Bausenatorin möchte die Drobs lieber gar nicht in der Nähe des Bahnhofs sehen, wo der doch städtebaulich aufgewertet werden soll. Stattdessen solle sie in die Öhlmühlenstraße im Faulenquartier umziehen. Dort findet zur Zeit Beratung für ausstiegswillige Drogenabhängige statt. Finanziell legen beide Vorschläge kaum auseinander: 610.000 Mark sind für das Tivoli-Hochhaus veranschlagt, 546.000 für die Öhlmühlenstraße. Das Geld hat das Sozialressort so oder so nicht. Bislang konnten lediglich 350.000 Mark lockergemacht werden, woher der Rest kommen soll, weiß noch niemand.

Mehr als fünfzig Objekte sind für die ungeliebte Beratungsstelle überprüft und wieder verworfen worden, bis Irmgard Gaertner den Vorschlag Tivoli-Hochhaus dem Senat per Tischvorlage unterbreitete – und nach den ersten kritischen Anfragen ihrer KollegInnen wutschnaubend den Saal verließ, „enttäuscht“ und „alleingelassen“. Insbesondere der Baustaatsrat Jürgen Lüthge hatte gegen den Vorschlag gewettert, vor allem wegen der geplanten Aufwertung der Bahnhofsgegend, und schließlich sollte das Tivoli-Hochhaus verkauft werden. Mit den neuen ungeliebten MieterInnen sinke mit Sicherheit der Preis. Der Senat setzte seine Entscheidung aus und bat das Sozialressort gemeinsam mit den KollegInnen aus dem Bau- und dem Finanzressort, alle anderen Möglichkeiten noch einmal zu überprüfen.

Diese Überprüfung ist nun abgeschlossen. Ergebnis: nichts Neues. Alle Seiten bleiben bei ihrer Position. Soziales fürs Tivolihochhaus, Bau dagegen. Pikant dabei ist nur, daß sich mittlerweile die Bürgerschaft einstimmig hinter den Vorschlag der Sozialsenatorin gestellt hat. Das hat die Bausenatorin nicht daran gehindert, sich in einer Stellungnahme vehement gegen das Tivolihochhaus auszusprechen. Schließlich sei das Bahnhofsviertel städtebaulich höher einzustufen als das Faulenquartier, deshalb solle die Drobs in die Öhlmühlenstraße ziehen. Doch keineswegs wolle das Bauressort eine Lösung hinauszögern. Baustaatsrat Lüthge: „Das war nur der Versuch, am Ende eines verkorksten politischen Prozesses noch eine Lösung zu finden.“ Daß der Senat der Bausenatorin folgt und den Konflikt mit der Bürgerschaft sucht, das scheint vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. J.G.