Woher kommt das Focus-Foto?

■ Polizei bestreitet Durchsuchung / Strafanzeige des Betroffenen Kurden

Wer waren die fünf Männer, die am 7. April gegen 23 Uhr in den „Bierbrunnen“ in der Waller Heerstraße stürmten, die Personalien aller Anwesenden aufnahmen und dann die direkt über der Kneipe liegende Wohnung durchsuchten, dabei aber nichts beschlagnahmten, sondern nur ausgiebig fotografierten? Bis vor wenigen Tagen war Sait Bilgin, der Inhaber der durchsuchten Wohnung, der Überzeugung, es damals mit Polizeibeamten zu tun gehabt zu haben. Als solche hatten sich die Männer ausgegeben und auch einen „Ausweis mit Foto“ gezeigt, wie er sich heute erinnert. Doch dann druckte der „Focus“ am Montag vergangener Woche in einem reißerischen Artikel über organisierte Kriminalität eines der Fotos, die die Männer damals geschossen hatten – Unterzeile: „Brutaler PKK-Kassierer: Bremer Kurde Sait Bilgin“.

Wie kommt das Münchener Magazin an ein Foto aus Bremer Polizeiermittlungen? Auf Nachfrage von Bilgins Anwalt beteuert die Polizei, weder in der Wohnung des seit 1992 in Bremen lebenden Kurden noch im „Bierbrunnen“ habe es damals eine polizeiliche Durchsuchung gegeben, auch ein Ermittlungsverfahren sei in diesem Zusammenhang nie geführt worden. Gehörten die Männer, die am 7. April in die Gaststätte stürmten, womöglich gar nicht zur Polizei, sondern zum Stab des „Focus“? Oder hatte ein Focus-Reporter eine Polizei-Aktion begleitet, die nie aktenkundig wurde?

Bilgins Anwalt hat auf jeden Fall Strafanzeige gegen Polizei und „Focus“ gestellt, um Licht in den Fall zu bringen. Außerdem soll das Münchener Magazin seine Behauptungen, die, so Bilgin, „jedem Wahrheitsgehalt entbehren“, widerufen und ein Schmerzensgeld zahlen. Inzwischen haben zwei türkische Boulevard-Zeitungen den Focus-Vorwurf mit Foto und vollem Namen nachgedruckt. Bilgin, der nach seiner Flucht aus der Türkei in Deutschland Asyl erhielt, befürchtet nun „Übergriffe türkischer rechtsgerichteter oder Geheimdienstkreise“. Ase