„Kniefall vor den Fundamentalisten“

■ Frankreich: Kein Visum für Taslima Nasrin

Paris/Berlin (taz) – Taslima Nasrin ist in der Heimat von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unerwünscht. Ein Antrag der Schriftstellerin aus Bangladesch auf ein Besuchsvisum für sieben Tage lehnten die französischen Behörden ab. Statt dessen boten sie ihr großzügig einen 24-Stunden-Aufenthalt von heute bis morgen an. Begründung des Außenministeriums in Paris: „Wir können die Sicherheit Frau Nasrins nicht garantieren.“ Die Schriftstellerin, die vor zwei Monaten vor den Morddrohungen islamischer Fundamentalisten nach Schweden floh, sagte daraufhin ihre Reise komplett ab. Das Innen- und Außenministerium haben die Ausladung untereinander abgestimmt. Französische Schriftsteller sprachen gestern von einem „Kniefall vor den Islamisten“. Nasrin war für heute abend zusammen mit dem spanischen Schriftsteller Jorge Semprùn als Gast zu einer Literatursendung im französischen Fernsehen eingeladen. Anschließend wollte sie eine Woche lang Lesungen halten, bei denen sie ihre beiden in Frankreich erschienenen Bücher, „Lajja“ und die französische Ausgabe der von der taz mit herausgegebenen „Briefe an Taslima Nasrin“, vorstellen wollte.

Nasrin erschien auch gestern nicht auf der Frankfurter Buchmesse. Auf der Pressekonferenz, zu der auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende Wieczorek-Zeul angereist war, hieß es, es handele sich um eine „kurzfristige persönliche Entscheidung“, die nichts mit Transportproblemen zu tun habe. Der Vorsitzende des schwedischen PEN-Clubs, Gabi Gleichmann, sagte, Frau Nasrin fühle sich von den etwa 250 Angeboten, die sie in der letzten Zeit erhalten habe, überfordert. Sie hoffe allerdings, zum Erscheinen der deutschen Fassung ihres Romans „Lajja“ nach Deutschland kommen zu können. dora/mn