Keine Millionen für FC St. Pauli

■ Sanierungs-Fonds geplatzt / Finanz-Manager unauffindbar / Präsident Weisener löhnt Von Clemens Gerlach

Man kann wirklich nicht behaupten, daß zur Zeit beim FC St. Pauli alles im Lot wäre. Zu sportlichem Umgemach nach miesem Saisonstart gesellt sich nun noch das endgültige und offiziell verkündete Ende des St. Pauli Fonds.

Der Fonds war im vorigen Sommer mit viel Trara aus der Taufe gehoben worden. Doch das Ziel, den mit über zwölf Millionen Mark verschuldeten Verein weniger abhängig von den finanziellen Zuwendungen des Präsidenten Heinz Weisener zu machen, wurde verfehlt. Statt der als Minimalziel deklarierten 8,75 Millionen Mark kamen nur etwa 300.000 Mark zusammen, so gestern Präsidenten-Sohn Götz Weisener, Geschäftsführer der St. Pauli-Marketing GmbH, gegenüber der taz.

Die Gelder würden an die Anleger zurückgezahlt, versicherte er: „Die Summe liegt auf dem Treuhandkonto unseres Anwalts Alexander Putz.“ Von einem Betrug könne keine Rede sein, selbst Provisionen würden von seinem Vater erstattet: „Das sind wir den Anlegern schuldig, obwohl wir rechtlich dazu nicht verpflichtet sind.“ Präsident Heinz Weisener, der zur Zeit nach einer schweren Operation noch im Krankenhaus liegt, will damit offenbar in einer ziemlich mysteriösen Geschichte für Schadensbegrenzung sorgen.

Über den Fonds sollte der Verein Millionenbeträge gegen Abtretung der Vermarktungsrechte sowie einen weiteren Zuschuß von 2,25 Millionen Mark erhalten. Davon hat der FC St. Pauli nie einen Pfennig gesehen.

Das Konzept ging deshalb nicht auf, weil die für den Fonds zuständige Firma „Professor Sous & Partner Treufinanz Königswinter FC St. Pauli Lizenz KG“ und die von ihr beauftragten Finanzmakler nur wenige Anleger anwerben konnten. „Außer Sympathisanten des Vereins aus dem Hamburger Raum hat sich kaum jemand für den Fonds interessiert“, so Weisener jr., der verständlicherweise auf Professor Dieter Sous nicht gut zu sprechen ist. „Unsere Anwälte versuchen ihn seit Tagen zu erreichen, doch er meldet sich nicht.“ Doch daß der FC einem Scharlatan aufgesessen ist, möchte Weisener jr. jedenfalls nicht glauben: „Der hat damals einen guten Eindruck gemacht.“

Weisener jr. hofft, daß die Fans Verständnis aufbringen: „Erst einmal ist das Fonds-Konzept gestorben, aber prinzipiell ist es ein tauglicher Versuch, die Finanzlage zu konsolidieren.“ Dies den Anhängern begreiflich zu machen, wird so leicht nicht werden. Viel schlimmer jedoch: „Papa“ Weiseners Kind, das seit Jahren vom Privatvermögen des wohlhabenden Architekten abhängig ist, wird auch in Zukunft so selbständig wie ein Säugling sein.