■ Straßmanns kleine Warenkunde
: Der Bauchbeutel

Bei Nyköbing am Nacktbadestrand kann man ungewöhnliche Seherlebnisse haben, weshalb Nyköbing unter Seherlebnishungrigen beliebt ist. Einen solchen Anblick bieten über und über Nackte, die nur einen Bauchbeutel um die Hüften gelegt haben. Und zwar so, daß das Geschlecht frei bleibt, weil man sich ja in einem FKK-Land befindet.

Daran erkennt selbst ein Strunzdoofer, wie wichtig Bauchbeutel sind. In Bauchbeuteln trägt der Nackte, was unverzichtbar ist. Also die Kreditkarte. Den Schutzfaktor 16. Den Audischlüssel. Klopapier. Ein Schweizermesser. Zuckerwürfel. Das Funktelefon. Notkekse. Besondere Steine. Die Einladung in die Diskothek „Doc X“. Ein Kulturbeutel also, der Bauchbeutel. In Nyköbing erfunden, aus Not.

Die Bauchbeutelforschung indes sagt, der Bauchbeutel sei eine logische Weiterentwicklung der Geldkatze, die im Mittelalter von fränkischen Touristen auf Mallorca erfunden wurde. Weniger ein um den Bauch geschnallter Rucksack als ein kleiner Safe, der in diebreichen Ländern die Handtasche (bei den Damen) und das Handgelenktäschchen (bei den Herren) ersetzt. Der Bauchbeutel ist nicht so leicht von südländischen Motorrollern aus zu entreißen. Darum werden heute auch viel mehr Touristen beim Kampf um den festsitzenden Bauchbeutel verletzt und zerfetzt.

Warum der Bauchbeutel gerade bei Frauen so außerordentlich beliebt ist, ist schnell erklärt: Das liegt am „Beutelneid“ (Freud). Doch auch Männer (es werden immer mehr), die beutelmäßig nichts zu bieten haben, hängen sich solche Kunstbeutel um. Und so kommt es, daß in unseren Innenstädten heute ein großes Gebeutel herrscht, und umarmt man wen, drückt man den Beutel, der also ein Panzer ist (Reich). Ach so.

Burkhard Straßmann