Türken gegen „Alibi-Gelder“

■ Türkischer Zentralverband weist Projektförderung zurück

Der Türkische Zentralverband im Lande Bremen (TZV) ist trotzig. Helga Trüpel, Senatorin für Ausländerintegration, wollte dem Verband 10.500 Mark Projektförderung zukommen lassen. Der TZV hat das Geld gestern abgelehnt.

„Wir können auch ohne das Geld leben“, sagt Aydin Findikci, Vorsitzender des TZV. Die 10.500 Mark findet Findikci „lächerlich“. Zudem vermutet er, daß „es sich um einen Betrag mit Alibi-Funktion handelt“. Schließlich würde der Dachverband der Ausländerkulturvereine (DAB) „trotz seiner geringen Mitgliederzahl mit über 700.000 Mark jährlich gefördert“.

Der DAB ist Findikci ein Dorn im Auge. „Berufsausländer“ würden dort arbeiten, die Konflikte unter den in Bremen lebenden AusländerInnen schüren. Der vom türkischen Konsulat in Hannover legitimierte TZV selbst versteht sich als offizieller Vertreter der „30.000 türkischen Bürger“ in Bremen. Er fordert, daß die „institutionelle Förderung entsprechend der Anzahl der Euro-Türken erfolgen sollte“. Wenn der Senat das Kopfgeld nicht bezahle, solle das Geld für Ausländerarbeit ganz gestrichen werden. Findikci meint, daß die jetzige Förderung „sich integrationshemmend und polarisierend auswirkt“.

„Ich bin nicht Mitglied und nie gefragt worden, ob der TZV mich vertreten soll“, sagt Gule Iletmis, kurdische Türkin und Geschäftsführerin des DAB. Im DAB sind auch mehrere türkische und zwei kurdische Vereine organisiert. „Wir sind für alle Ausländer da“ sagt Iletmis. So beziehe der Dachbverband natürlich Stellung zu politischen Themen und Menschenrechtsverletzungen. „Wir mischen uns aber nicht in die inneren Angelegenheiten der Türkei oder irgend eines anderen Staates“, sagt Iletmis.

Barbara Loer, Pressesprecherin des Ressort für Ausländerintegration, vermutet denn auch „politische Gründe“ für die Ablehnung des Geldes, „vernünftige Gründe“ habe der TZV nicht angegeben. Der Verein habe 1994 zum ersten mal einen Förderantrag gestellt. Türkischen SchülerInnen sollte bei den Hausaufgaben geholfen werden und die Honorarkraft für ein Jugendprojekt finanziert werden. „Das sind zwei durchaus sinnvolle Projekte“, meint Loer. Der junge Verband hätte so in die Förderung in Bremen einsteigen können. „Wir haben 1983 mit 800 Mark angefangen“, erinnert sich Iletmis, man müsse eben Geduld haben.

Doch der TZV will als Institution im Ganzen gefördert werden, nicht nur Projektgelder bekommen. Das müßte jedoch die Bürgerschaft in ihren Haushaltsberatungen entscheiden. „Die Behörde kann das nicht entscheiden, das ist dem TZV schon mehrfach erklärt worden“, sagt Barbara Loer. fok