Konflikte spielerisch austragen

■ Unter dem Motto "Gewalt, mit der wir leben" findet in der kommenden Woche das diesjährige Schultheatertreffen statt / Zehn Theatergruppen stellen ihre Stücke vor

„Theater ohne Gewalt ist kein Theater“, hat George Tabori einmal gesagt. Daß die Bühne aber auch ein Ort sein kann, um alltägliche Gewalt spielerisch zu verarbeiten, will das diesjährige Schultheatertreffen zeigen. Unter dem Motto „Gewalt, mit der wir leben“ werden in der nächsten Woche zehn ausgewählte Theatergruppen Berliner Schulen im Atrium bzw. im Fontanehaus (beide in Reinickendorf) ihre Stücke vorstellen. Prominente Künstler, u.a. Otto Sander, Volker Braun und Leonie Ossowski, werden die anschließende Diskussionen moderieren.

„Für die Kinder ist es eine neue Erfahrung, Gewalt auf der Bühne zu spielen. Hier besteht die Möglichkeit, Konfliktsituationen spielerisch auszutragen, die sie aus dem eigenen Leben kennen“, meint Ulrich Arndt, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport.

Insgesamt 30 Gruppen hatten sich für das Theatertreffen beworben. Renate Breitig, Initiatorin der Veranstaltung, traf zusammen mit einer Jury aus Schauspiellehrern die Auswahl: „Neben der künstlerischen Umsetzung interessierten uns vor allem die Themen der Stücke. Es sollte Lust auf Diskussion wecken, denn der Gedankenaustausch nach den Aufführungen ist uns am wichtigsten.“

Die Jury legte außerdem großen Wert auf den Eigenanteil der Schülerensembles an ihren Stücken, so daß das Programm fast ausschließlich aus eigenen Produktionen besteht. Im Vordergrund steht damit auch der pädagogische Effekt der Arbeit im Ensemble. Breitig: „Das Zusammenspiel in der Gruppe erfordert von den Schülern sowohl Rücksichtnahme auf andere wie die Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Positionen. Die Arbeit an den Stücken bleibt somit eine unersetzbare Erfahrung im Leben der jungen SchauspielerInnen.“ Die Initiatorin bedauert in diesem Zusammenhang das Übergewicht an Produktionen Westberliner Theatergruppen bei dem Treffen. Sie begründet dies zum einen mit mangelnder Teilnahme Ostberliner Schulen. Zum anderen hätten einige der sich bewerbenden Gruppen aus dem Ostteil leider noch zuwenig auf die eigene Kreativität vertraut und sich zu stark an Fremdtexten orientiert.

Drei Sonderveranstaltungen bilden den Rahmen des Schülertheatertreffens: Studenten der Theaterakademie Sofia, Bulgarien geben ein Gastspiel, und das Obdachlosenprojekt der Volksbühne sowie das Alten-Theater Berlin stellen sich vor. Noel Rademacher