Laß die runden Zahlen sprechen ...

■ Wie seriös ist die Kohlendioxidbilanz von Klaus Töpfer?

Hamburg (AP) – Dieter Teufel rechnet anders. Der Leiter des Heidelberger Umwelt- und Prognose-Instituts (UPI) kann nicht erkennen, daß Deutschland soviel weniger zur globalen Erwärumg der Erde beiträgt, wie Bundesumweltminister Töpfer seit Monaten verkündet. Das Institut kommt aus den ihm vorliegenden Daten zum Schluß, die Menge von Kohlendioxid (CO2) sei in den letzten Jahren angestiegen, Töpfer behauptet das Gegenteil.

Nun vermutet sein Sprecher Franz August Emde in Bonn, der Rechenfehler liege in Heidelberg. Nach den Zahlen des Ministeriums sank der Austoß an Kohlendioxid zwischen 1987 und 1993 um 14,8 Prozent. Die Daten, auf denen die Berechnungen der Bundesregierung beruhten, seien nach anerkannten statistischen Methoden erstellt worden und beruhten auf Untersuchungen von Umweltbundesamt, Statistischem Bundesamt und der Arbeitsgemeinschaft „Energiebilanzen“.

Zweifellos, meint auch Franz August Emde, sei der Zusammenbruch der DDR-Industrie eine der Ursachen des Erfolges. Nach den Berechnungen der Heidelberger wurde dieser Effekt jedoch im Westen wettgemacht. Die Kohlendioxid-Belastung sei nämlich allein in den alten Bundesländern um beinahe 14 Prozent gestiegen.

Rund 720 Millionen Tonnen des Gases, das bei jeder Verbrennung fossiler Energieträger entsteht, sind 1987 in die Umwelt geblasen worden, 1992 waren es 820 Millionen Tonnen, sagt Teufel, und zählt die Kilometer zusammen, die eine wachsende Zahl von Autos mit immer stärkeren Motoren gefahren sind.

Auch nach Meinung Töpfers ist der Verkehr die Hauptquelle des deutschen Kohlendioxids. Personenkraftwagen, Lastwagen und Düsenjets geben nach den Heidelberger Berechnungen allein 16 Prozent mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre ab als vor fünf Jahren.

In den offiziellen Statistiken würden zudem erhebliche Mengen an CO2-Emissionen unterschlagen, die etwa bei der Produktion bestimmter Verbrauchsgüter wie Pappschachteln und Blisterverpackungen, aber auch Zement oder Stickstoffdünger entstehen.

Daß die Bundesregierung ihr Ziel, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um ein Viertel zu senken (bezogen auf den Stand von 1987), noch erreichen könne, hält Teufel für „völlig absurd“. Dann dürften nämlich nur noch Autos zugelassen werden, die „maximal drei Liter auf 100 Kilometer“ verbrauchen.