Erneut Mordversuche in der S-Bahn

■ Skinheads versuchten in Berlin, zwei Männer aus der S-Bahn zu werfen / Courage einer jungen Frau und moderne Bahntüren retteten die beiden / Übergriffe auch in Magdeburg und bei Oranienburg

Berlin/Oranienburg/Magdeburg (taz/dpa) – Die Bilanz des rechtsradikalen Terrors vom Wochenende für Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt: Gruppen von Skinheads und rechten Jugendlichen haben am frühen Samstag morgen in Berliner S-Bahnzügen MitfahrerInnen bedroht und verletzten dabei mehrere Personen. Skinheads versuchten laut Polizei, zwei Männer aus den Zügen zu stoßen.

Ein 37jähriger Mosambikaner wurde von einer Gruppe von 15 bis 20 Rechtsradikalen mit ausländerfeindlichen Parolen angepöbelt, geschlagen und beraubt. Eine junge Frau aus der Gruppe forderte dann, den Überfallenen aus dem Zug zu werfen. Da die Abteiltür während der Fahrt nicht geöffnet werden konnte, gelang es dem Mann, auf einer Station auszusteigen und zu fliehen.

Ebenfalls in der S-Bahn bedrohten 20 Skinheads einen Mann und warfen seinen Mantel und sein Fahrrad während der Fahrt aus dem Zug. Anschließend versuchten die Randalierer den Mann selbst hinauszustoßen. Nur durch das Eingreifen einer 18jährigen Frau konnte das verhindert werden.

Ein 22jähriger Mann wurde von vier Skinheads so schwer zusammengeschlagen, daß er mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Grundlos wurden wenig später zwei 17jährige von einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen in der S-Bahn geschlagen und getreten. Eines der Opfer kam mit mehrfachen Frakturen ebenfalls ins Krankenhaus.

Unterdessen hat die Oranienburger Polizei am Freitag sieben rechtsradikale Jugendliche im Alter zwischen 17 und 20 Jahren festgenommen, die in einem Tanzlokal in Premnitz randalierten und Parolen nazistischen Inhalts skandierten. Die Polizei stellte bei Durchsuchung der sieben Festgenommen rechtsradikales Propagandamaterial sicher. Die Jugendlichen befinden sich inzwischen auf freien Fuß, weil kein Haftantrag gestellt wurde.

In Magdeburg wurden in der Nacht zum Sonntag erneut mehrere Schwarzafrikaner überfallen. Laut Polizei standen die vier Asylbewerber auf dem Rückweg zum Asylberwerberheim an einer Straßenbahnhaltestelle in der Innenstadt, als sie unvermittelt von fünf Skinheads angegriffen wurden. Die Glatzen schlugen mit Fäusten und einer abgebrochenen Bierflasche auf die Flüchtlinge ein, wobei einer der Schwarzafrikaner mehrere tiefe Schnittwunden am Oberarm erlitt.

Als die Asylbewerber begannen, sich zu wehren, flüchteten die fünf Skinheads. Die Täter waren bis gestern nachmittag nicht ermittelt. löb/kotte