Eine Woche nachsitzen

■ Bis nächsten Dienstag soll die neue Filmförder-GmbH stehen

Nur pro forma stand sie heute noch auf der Tagesordnung des Senats: Die Zukunft der Hamburger Filmförderung in Gestalt einer staatlichen GmbH. Sie soll ab Frühjahr 1995 die kulturelle und wirtschaftliche Filmförderung bündeln und das bisherige duale Modell ablösen. Doch im letzten Moment hatte es im Gebälk des GmbH-Rohbaus noch gedonnert. Filmbüro, Filmfond, Verein Filmstadt Hamburg und der Norddeutsche Filmherstellerverband erzwangen eine neue Verhandlungsrunde und werden sich jetzt eine Woche länger mit der Finanz-, der Wirtschafts- und Kulturbehörde sowie der Senatskanzelei auseinandersetzen.

Denn in der Präambel der neuen Filmförder-Richtlinien will die Filmszene die Gleichberechtigung der kulturellen und der wirtschaftlichen Filmförderung deutlich festgeschreiben wissen. Ohnehin war es für das Filmbüro, das seit 15 Jahre erfolgreich kulturelle Filmförderung betreibt, „äußerst schmerzhaft“ gewesen, aufgrund des faktischen Drucks das Modell einer Staats-GmbH akzeptieren zu müssen, so Filmbüro-Chef Torsten Teichert. Nun aber müsse man aus der Situation das Beste machen.

Zwar sollen auch in Zukunft Gremien über die Förderungen entscheiden, dennoch aber bleiben die Kompetenzen des Geschäftsführers ein äußerst strittiges Detail der Verhandlungen zwischen Behörden und Filmszene. „Wer will noch in einem Gremium mitentscheiden, wenn ein Geschäftsführer bei Nichtgefallen der Entscheidungen den Aufsichtsrat anrufen kann?“ gab Teichert gestern zu bedenken. Dagegen erwiderte Kulturbehördensprechen Tim Schleider, es handele sich um „alles andere als ein Intendantenmodell“. Ein Geschäftsführer werde sich in der Praxis wohl kaum gegen die Gremien richten, in denen er selber sitze und Stimme habe. Kontakte zu einem möglichen Kandidaten habe es bisher übrigens noch nicht gegeben.

Dagegen näherten sich in der Frage der Besetzung des zehnköpfigen Aufsichtsrates die Position zwischenzeitlich an. Die vier Behördenvertreter werden wahrscheinlich die Senatoren sein. Dazu kommen die vier Vertreter der beteiligten Filmverbände. Über die beiden unabhängigen Fachleute, die mit film-wirtschaftlichem Know-How die Geschäfte der GmbH wirksam kontrollieren sollen, wollen sich Behörden und Verbände einvernehmlich einigen.

Am kommenden Freitag soll ein abschließenes Gespräch mit allen Beteiligten stattfinden. Dabei wird es vor allem auch um die Zukunft der Mitarbeiter des alten Modells gehen. Ein gutes Dutzend Menschen sind im Filmbüro und Filmfond ausschließlich mit Filmförderung beschäftigt. Wer von ihnen in der GmbH weiterarbeiten wird, muß noch verhandelt werden. Doch „auch die GmbH wird kompetente Mitarbeiter brauchen“, schmälert Schleider den Konflikt. Kommenden Dienstag soll es dann wirklich eine Senatsvorlage geben.

Julia Kossmann