Berauschende Klangcollagen

■ Das Aki Takase Septett im Lichthof des Überseemuseums

Fast ein japanisches All Star Ensemble hat die seit 1986 in Berlin lebende Pianistin Aki Takase mit ihrem aktuellen Septett um sich versammelt. Außer dem jüngsten Mitglied, Trompeter Issei Igarashi, sind alle anderen gestandene Vertreter des japanischen Jazz. Altsaxophonist Eiichi Hayashi spielte im Quartett des herausragenden Pianisten Yosuke Yamashita, ebenso der Drummer Shota Koyama. Tenorsaxophonist Hiroaki Katayama (auch bs) und Posaunist Hiroshi Itaya sind Mitglieder des East Asia Orchestra, der profiliertesten japanischen Big Band. Nobuyoshi Ino ist der bekannteste japanische Bassist, dessen Fähigkeit wunderschön swingende Bassläufe mit wilden Free-Sequenzen zu verbinden schon Lester Bowie beeindruckte.

Mit diesen Musikern gelang es der großartigen Pianistin, die im letzten Jahr mit David Murray eine grandiose Hommage an Monk veröffentlichte, das Publikum trotz der nicht gerade optimalen Akustik im Lichthof des Überseemuseums zu begeistern. Einmal mehr konnte Takase beweisen, daß sie nicht nur eine begnadete Pianistin, sondern auch eine beeindruckende Arrangeurin und Komponistin ist. Der zweistündige Auftritt bot Eigenkompositionen und bearbeitete Stücke u.a. von Mingus (Meditations/Goodbye Porkpie Hat), deren abwechslungsreiche Arrangements viel Raum für Soli ließen und mit wechselnden Instrumentenkombinationen spielten.

So gleich im Eröffnungsstück, einem marschig angehauchten Thema: dem tutti folgten zunächst zwei Duos, abgelöst von einem Quartett, Übergang zu einem Duett von Altsax und mit kleinen Metallschalen präpariertem Flügel, das zu wilden Free-Sequenzen übergeht während der Rest des Ensembles erneut das Thema aufgreift und die beiden bis zum Climax vor sich hertreibt. Das Spiel mit unterschiedlichen Stilen und Stimmungen, das auch Takases Piano-Improvisationen kennzeichnet, wenn sie beispielsweise von romantisierenden Klassizismen in monkische Anschläge fällt und diese allmählich zu hämmernden Free-Clustern steigert, fand sich im gesamten Repertoire. Zum Teil in fließenden Übergängen zum Teil in abrupten Wechseln, collageartig, veränderten sich Stil und Stimmung der Stücke.

Der Charme dieser vielschichtigen und mehr als kompetent dargebotenen Musik konnte auch durch die akustischen Schwächen des Lichthofs nicht gebrochen werden, obwohl der Klang insbesondere in den hinteren Reihen etwas diffus war und das Piano trotz des kräftigen Anschlags in den tutti-Passagen häufig kaum zu hören war. Zudem ist die Frage, ob das Lichthof-Ambiente mit den schwarzafrikanischen und Südsee-Hütten und Booten der Musik oder Stimmung irgendeinen besonderen Reiz verleiht oder nicht eher befremdend wirkt. Am Sonntagabend schien mir weder das eine noch das andere der Fall, die Musik des Takase-Septetts war so prägnant und mitreißend, daß zumindest ich eine zeitlang Raum und Zeit vergaß.

Arnaud