„Überflüssig und entbehrlich“

■ Die Umkehr der Spar-Debatte : GAL fordert den Abbau von 50 Stellen im Hochschulamt / Die Behörde findet das „absurd“ Von Kaija Kutter

Sparzwang einmal anders herum: Nicht bei den Professoren der Uni, in der Verwaltung der Wissenschaftsbehörde sollte gespart werden, forderte gestern der GAL-Abgeordnete Martin Jörß (27) und stellte einen detaillierten Plan vor. 50 von 127 Stellen, das ergaben seine Recherchen, seien „überflüssig oder leicht entbehrlich“. Nicht mitgerechnet seien dabei 90 Stellen, die Hajen vor Jahresfrist von der Baubehörde bekommen hatte und von der „selbst die Behörde nicht genau weiß, was sie mit ihnen machen soll“ (Jörß).

Der Grüne hatte sich auf Umwegen einen Verwaltungsgliederungsplan der Behörde besorgt, den deren Chef Senator Leonhard Hajen von allein nicht rausrücken wollte. Jörß' Erkenntnis: Viele Aufgaben könne man in die Hochschulen delegieren, da sonst eine Doppelverwaltung stattfände. Manche Vorgänge würden beim Senatsamt für den Verwaltungsdienst gar zum dritten Mal bearbeitet.

Insgesamt möchte Jörß neun von 19 Unterabteilungen des Hochschulamtes auflösen oder zusammenfassen. So gehörten die Bereiche Berufungsangelegenheiten, Organisation und Sicherheit an die einzelnen Hamburger Hochschulen delegiert. Die Betreuung der Forschungsförderung in drei voneinander unabhängigen Abteilungen komme nur zustande, weil sich dort Mitarbeiter nicht verstünden.

Von dem Personalabbau verspricht sich die GAL eine Ein–sparung von 4,5 Millionen Mark, die den für den 95er Haushalt vorgesehenen Abbau von 60 Professorenstellen vermeiden könnte. „An der Universität brechen Lehre und Forschung zusammen, Studenten und Professoren resignieren, die Verwaltungsbeamten aber fühlen sich weiter wichtig“, begründete Jörß den Vorschlag. Mit dem Schrumpfungsprozeß müsse „gerade jetzt begonnen werden“, da er angesichts des Beamtenrechts in Gänze sicherlich nur mittelfristig durchsetzbar wäre. Eine Formulierung, die verdächtig an die Leonhard Hajens erinnert, als der Ende März von der Uni binnen sechs Wochen Streichvorschläge verlangte.

Und noch ein Sparpotential machte Physik-Doktorand Jörß aus: Die rund 1000 Studenten der „Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung“, die seit 1978 für Hamburgs Staatsapparat auf gesondertem Wege Führungsbeamte ausbildet, sollten künftig schlichtes Bafög beziehen. Bisher bekommen sie sogenannte „Beamtenanwärterbezüge“, jährlich satte 26.000 Mark. Auch sind sie formal gesehen Beamte. Eine Regelung, die, so Jörß, für die rund 300 Aufsteiger aus dem Verwaltungsdienst verständlich sei, nicht aber für die „normalen“ Studienanfänger. Würden sie die Rechte und Pflichten von Studenten bekommen, spare dies immerhin 12 Millionen Mark.

Hajen-Sprecher Tom Janssen bezeichnete die Umkehr der Spardebatte als „wissenschafts- und forschungspolitisch absurd“. Da das Hochschulamt 100 Mitarbeiter hätte, würde dies eine Halbierung der Behörde bedeuten.